Zuerst eine kurze Bemerkung in eigener Sache. Taz-KorrespondentInnen suchen Arbeit“ – so hieß die Aktion, mit der wir letzte Woche drei Tage lang keine einzige Zeile für die taz lieferten, weil wir Korrespondenten in Zukunft zu deutlich schlechteren Bedingungen arbeiten sollen. Die taz-Chefredaktion ist uns auch nach unserer Protestaktion und während einem Treffen der taz-Genossenschaftin Berlin keinen Millimeter entgegengekommen. Wir diskutieren derzeit unser weiteres Vorgehen. Vorerst schreiben wir erst einmal weiter; auch in diesem Blog. Damit die Chefredaktion zwischendrin wieder sieht, was sie an uns hat und welches Risiko sie eingeht.
Wie im letzten Blogbeitrag beschrieben, wurde letzte Woche die ägyptische Regierungszeitung Al-Ahram auf frischer Tat ertappt: mit einem manipulierten Foto vom Nahostgipfel in Washington, auf dem der ägyptische Präsident forsch vor seinem Gastgeber Barack Obama über den roten Teppich des Weißen Hauses schreitet.
Besonders apart war die Verteidigungsrede des Chefredakteurs von Al-Ahram, Ossama al-Saraya. Das Bild sei expressionistisch gedacht gewesen und wollte die besondere Rolle Mubaraks bei den neuen Nahostgesprächen zum Ausdruck bringen, erklärte er. Echte Kunst also auf der Titelseite von Al-Ahram.
Ägypter sind bekannt für ihren Humor. Einige Witzbolde haben inzwischen ihre eigene Version des Fotos ins Netz gestellt.
Übrigens war das nicht die erste Foto-Blamage bei der ägyptischen Regierungszeitung.
Während eines Besuchs Mubaraks in Deutschland und Österreich 2006, hatte es Al-Ahram offensichtlich besonders eilig ihren reisenden Präsidenten zu Hause zu präsentieren. Damals veröffentlichte die Zeitung ein Foto mit Mubarak und dem früheren deutschen Außenminister Hans Dietrich Genscher. Auf der Fotounterzeile war zu lesen: Mubarak trifft den österreichischen Präsidenten Heinz Fischer.
Die ägyptische Regierung und ihre Hofberichterstatter sind nicht die einzigen in meiner Region, die an Fotos herumdoktern. Auch wenn die jordanische Königin Rania sich in der Öffentlichkeit zeigt.
Wird gerne für das konservative muslimische Publikum die ein oder andere Ärmellänge ein wenig nachgebessert