vonsaveourseeds 11.05.2009

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Der „doomsday vault“, ein Saatgut-Bunker im ewigen (?) Eis von Spitzbergen, der allen Saatgut-Banken der Welt zur Einlagerung ihrer Schätze zur Verfügung steht, feierte kürzlich seinen ersten Geburtstag. Eine Menge Geld ist in das Techno-Denkmal geflossen und auch Saatgut aus aller Welt ist mittlerweile eingetroffen. Wohlbewacht von Eisbären und norwegischen Soldaten schlummert ein wachsender und dennoch verschwindend kleiner Teil des ältesten Kulturgutes der Menschenheit, Kultur-Saatgut, im Svabard-Bunker, damit die Überlebenden im Falle einer Weltkatastrophe nicht wieder im Paläolithikum anfangen müssen. Zu seiner Eröffnung hatten wir  berichtet. Heute veröffentlichen wir eine ausfühliche Würdigung dieses zweischneidigen Denkmals des Standes unserer Zivilisation von Albrecht Kieser vom Rheinischen Journalistenbüro.

Nicht die Samen im „ewigen“ Eis – die Daten sind das Problem

Die Weltsaatgutbank auf Spitzbergen und ihre virtuellen Geschwister

Auf Spitzbergen, der größten Insel des Archipels Svalbard im Nordpolarmeer, liegt die nördlichste Ansiedlung der Erde, Longyearbyen, ein Ort von knapp zweitausend Einwohnern. Er beherbergt seit Februar 2008 die Weltsaatgutbank. Bei der Eröffnung wurde sie begeistert gefeiert. Hier im „ewigen“ Eis von Spitzbergen werde die größte Sammlung von Kulturpflanzen aufgebaut, ein Depot für die Ewigkeit, so hieß es, eine „Arche Noah von heute. Sie sichere die globale biologische Vielfalt für künftige Generationen“. Von EU-Kommissionspräsident Barosso über den norwegischen Ministerpräsident Stoltenberg bis zur FAO waren alle des Lobes voll .

Der Jubel der Eröffnungstage ist mittlerweile verklungen. Und es stellt sich die Frage, ob die Weltsaatgutbank, die hohen Erwartungen erfüllt und ob sie tatsächlich der gesamten Menschheit nutzt oder vielleicht nur wenigen.

70 Meter unter der Erd-Oberfläche im Permafrost des Gesteins liegen im ersten von drei betonausgekleideten künstlichen Kellern mittlerweile 400.000 Aluminiumtüten mit unterschiedlichen Samen, verpackt in handlichen Kisten auf langen Standregalen. 4,5 Millionen Samentüten sollen es werden, allesamt Duplikate von Genbanken aus der ganzen Welt (Aufbau Ziele).

Norwegen hat als Eigentümer des Baumwerks neun Millionen Dollar in die Errichtung der Vault investiert. Im Polarsommer taut der Boden nur an der Oberfläche auf, ab einem Meter Tiefe bleibt er ganzjährig gefroren. Deshalb ist es in der Saatgutbank das ganze Jahr über etwa Minus 17 Grad kalt. Das gewährleistet nach Ansicht vieler Wissenschaftler eine lange Keimfähigkeit der Samen. Sicher ist das nicht, es gibt dazu keinen Langzeitversuch. Und ob die Samen in einer veränderten Umwelt noch immer keimen werden, ist ebenfalls nicht ausgemacht. Aber das seien Randprobleme, versichern die Organisatoren der Vault.

Die Samen stammen aus Saatgutbanken einzelner Staaten und Institutionen und bleiben deren Eigentum. Nur sie selbst können die Samen zurückfordern, wenn sie z.B. in der heimischen Genbank verloren gegangen sein sollten oder wenn sie die eingelagerten Samen durch neue, auf Keimfähigkeit geprüfte, ersetzen wollen . In Svalbard, so Hoffnung, Versprechen und Konzept der Vault, liegen die Saaten sicher vor Unglücken und Umweltkatastrophen, vor Bürgerkriegen und sogar vor einem Atomkrieg. Svalbard liegt, umgeben von Nordpolarmeer, Barentsee und Grönlandsee fast tausend Kilometer nördlich von Hammerfest, der nördlichsten Stadt auf dem europäischen Festland. Auch nach Westen und Osten sind es etwa tausend Kilometer bis zu den nächsten Ansiedlungen.

Die letzte Reserve

Die Agrobiodiversität geht auf den Äckern der Welt seit Jahren dramatisch zurück. Hauptursache ist die Agrarindustrie. Sie vernichtet die natürliche Pflanzenvielfalt mit Monokulturen und industriellem Intensivanbau, mit Pestiziden, Insektiziden und Kunstdünger und vermindert die Agrobiodiversität auch durch die Beschränkung des Landbaus auf immer weniger Arten. Die großen, weltweit agierenden Saatgutkonzerne trifft dieselbe Verantwortung, weil sie mit hochgezüchtetem Weltsaatgut die regionalen Sorten und ihre Vielfalt von den Äckern verdrängen.

Ohne natürliche Vielfalt aber können Kulturpflanzen nicht dem sich rasant wandelnden Klima angepasst werden. Pflanzenzüchtung braucht genetische Vielfalt, braucht einen möglichst großen Genpool, aus dem sie schöpfen kann. Den soll die Vault bewahren.

Der Global Crop Diversity Trust betreibt die Vault und finanziert darüber hinaus mit fast 300 Millionen Dollar jährlich zahlreiche Programme zur Sicherung der pflanzlichen Vielfalt in den Ländern des Südens. Natürlich weiß ihr Direktor Cary Fowler, Träger des Alternativen Nobelpreises von 1985, dass die Vault den rasanten Schwund der Agrobiodiversität nicht verhindern kann. Aber das, was an genetischen Ressourcen in den 1.400 Genbanken der Erde verstreut und oft ungenügend geschützt aufbewahrt werde, könne im Svalbard immerhin zentral gesichert werden .

Alexander Müller stellvertretender Direktor bei der Welternährungsorganisation, die den Aufbau der Vault unterstützt hat, meint denn auch, vorrangig sei es, „Biodiversität auf dem Feld zu erhalten, auf dem Feld weiterzuentwickeln und nicht zu glauben, Svalbard könne alles regeln und wir könnten uns die Zerstörung von Biodiversität auf dem Feld erlauben. Das ist überhaupt nicht der Fall. “

Die internationale Nichtregierungsorganisation GRAIN kritisiert die Weltsaatgutbank aus genau diesem Grunde ganz prinzipiell . GRAIN, zu deutsch „Korn“, sieht in dem „Tresor“ im Eis eine Ablenkung vom Wesentlichen. Die Organisation ist der Ansicht, dass das Geld für den Bau der Vault und die 300.000 Dollar jährlich für Betrieb, Transport, Einlagerung und Datenverwaltung der Samen, besser angelegt werden könnte, nämlich für die Erhaltung der Biodiversität auf den Äckern. Deshalb sollen Landwirte gefördert werden, die regionale Sorten weiterentwickeln und sie vor dem Untergang in einer industriell ausgerichteten und exportorientierten Weltlandwirtschaft bewahren wollen. Genbanken produzieren ein falsches Sicherheitsgefühl, ist GRAIN überzeugt.

Cary Fowler hingegen bezweifelt, dass die Landwirte allein die Pflanzenvielfalt erhalten und weiterentwickeln können. Auch die Bauern bräuchten Zugang zur Artenvielfalt. Auf den Äckern der Entwicklungsländer gebe es zwar noch Vielfalt, aber das sei nicht unbedingt die benötigte Vielfalt, die ihnen ermöglichen würde, z.B. hitzeresistentes Getreide zu züchten. Also brauchen sie Zugang zu Genmaterial aus anderen Regionen; auch das rechtfertige den Aufbau der zentralen Weltgenbank als Rückversicherung und sicheres Depot.

Saatgutbanken sind nicht verpflichtet, Duplikate ihrer Samen nach Spitzbergen zu schicken. Sie tun es freiwillig. Allerdings können sie auch nicht einfach ihre kompletten Bestände im „ewigen“ Eis lagern. Der Platz würde nicht ausreichen. Im „Tresor“ liegen deshalb nur Unikate. Wenn Mexiko seine Maisvarietäten geliefert hat, kann Ecuador z.B. die gleichen Maissorten nicht mehr einfrieren lassen. Sollte die ecuadorianische Saatgutbank niederbrennen, muss Quito die mexikanische oder andere Genbanken um Duplikate bitten und die eigene Sammlung damit wieder aufbauen.

Pflicht zur Weitergabe

Das würde auch klappen. Denn der weltweite Zugang zu den genetischen Ressourcen von Agrarpflanzen ist durch einen Vertrag geregelt, den „International Treaty On Plant Genetic Resources For Food And Agriculture“ . Er trat 2004 in Kraft und wurde mittlerweile von 120 Staaten ratifiziert. Als Verwaltungsinstitution zur Implantierung und Kontrolle der Vertragsregelungen residiert der „International Treaty“ in Rom.

Auf dem „International Treaty“ baut auch der Vertrag auf, der die Einlagerung von Samen in Svalbard regelt. Er sichert den Genbanken zu, dass sie Eigentümer ihres eingelagerten Materials bleiben. Allerdings müssen sie jedem davon abgeben, der als Züchter oder Landwirt darum bittet.

Wenn ein solcher Züchter Pflanzensamen haben möchte, der in Svalbard lagert, muss er allerdings nicht ins Nordpolarmeer reisen – ein Blick in die Datenbank der Vault genügt. Cary Fowler:

„Es gibt so genannte „Beschreibende Listen“, die jede einzelne Feldfrucht charakterisieren. Die „Beschreibende Liste“ für Reis umfasst z.B. einige Hundert Kennzeichnungen. Das ist sehr wichtig für die Pflanzenzüchter. Sie brauchen das, um herauszufinden was sie wirklich benötigen. Und das bestellen sie dann bei der entsprechenden Saatgutbank, die ihnen das Material zusendet.“

Den Zugang zu den Samen der Genbanken zu optimieren: das ist der Sinn der Datenbank über die Pflanzen, die auf Spitzbergen gesammelt werden. Parallel zu dieser wird eine zweite Datenbank in der Nähe von Rom aufgebaut, „Alis“ mit Namen. Träger ist der „International Treaty“.

Shakeel Bhatti, Sekretär des „International Treaty“ ist der Ansicht, dass die virtuellen globalen Saatgutbanken eine entscheidende Bedeutung haben, denn sie tragen das Wissen über die pflanzengenetischen Ressourcen auf der Welt zusammen und machen es zugänglich. Wie die Keim- und Wachstumsbedingungen der unterschiedlichen Pflanzen sind, wie sie sich vermehren, welche besonderen Inhaltsstoffe sie enthalten, wann der geeignete Erntezeitpunkt ist, welche Pflanzen sich zur Kreuzung eignen.

„Dieses neue Informationssystem wird einen wesentlichen Beitrag schaffen, um Züchtern, Wissenschaftlern weltweit Zugang zu geben zu den Charakterisierungsdaten in den nationalen Sammlungen der Genbanken. Die kann man bislang nicht oder nur schwer finden.“

Wer profitiert vom Wissen der Welt?

Wem nützt es, wenn das Wissen über die pflanzen-genetischen Ressourcen der Welt so verfügbar gemacht wird, als würde man einen Suchbefehl bei Google eingeben? Wenn interessierte Züchter (oder Landwirte) also nicht mehr mühevoll vor Ort in einer Genbank recherchieren müssen, deren Material womöglich noch gar nicht katalogisiert ist? Wenn sie nicht mehr jede einzelne der 1.400 Genbanken abfragen oder sogar aufsuchen müssen, um besonders dürreresistenten Weizen oder besonders hitzeresistenten Mais züchten zu können?

Cary Fowler hofft, damit würden Pflanzenzüchter, Bauern und Forscher in die Lage versetzen werden, wesentliche Charaktermerkmale herauszufinden, die sie benötigen, damit die Pflanzen mit den wärmeren Temperaturen fertig werden. „Wir brauchen dringend ein gutes Informationssystem, um die Ernten zu verbessern und um Farmern zu helfen, sich dem Klimawandel zu stellen, der Energieknappheit, dem Wassermangel, zukünftigen Pflanzenkrankheiten zu begegnen, und so eine bessere Ernährung sicherzustellen. Ohne ein besseres Informationssystem geht das nicht. Vielleicht liegen Daten in irgendwelchen Saatgutbanken, aber keiner kennt sie, also kann sie auch niemand nutzen. Unbekannte Daten sind ohne Bedeutung für Bauern oder Wissenschaftler oder irgendwen. Erst wenn man weiß, wo man sie finden und wie man sie nutzen kann, bringen sie Vorteile.“ Wozu mindestens ein geregelter Computerzugang und das Wissen um seine Benutzung Voraussetzung sind. Was sicherlich für Hunderte Millionen Bauern heute nicht gilt. Cary Fowler hofft auch hier auf Verbesserungen: durch Zusammenarbeit mit staatlichen Zuchteinrichtungen und agrarischen Forschungsinstitutionen – auch in den Ländern des globalen Südens.

Wie groß das Interesse an pflanzengenetischem Material ist, zeigen die Unterlagen des „International Treaty“: 600 mal täglich, so Shakeel Bhatti, werden über das Vertragswerk Samenproben aus Genbanken angefordert. Grenzüberschreitende Anfragen stellen meistens große Saatgutfirmen des industrialisierten Nordens, die Material von nationalen Genbanken, meist auf der Südhalbkugel, haben wollen. Sie nutzen die Samen, um neue universell einsetzbare Sorten zu züchten.

Womit sie allerdings nichts zum Schutz der landwirtschaftlichen Artenvielfalt beitragen, sondern das Gegenteil bewirken. Denn jede ihrer überregionalen Einheitspflanzen verdrängt weitere regionale Sorten und damit die natürliche Vielfalt auf den Äckern.

Beschleunigte Patentierung

Das Datenmaterial von Saatgutbanken wird aber auch von Leuten durchsucht, die nicht einmal diese Art von Züchtungsforschritt, sondern nur knallhartes Profitinteresse antreibt. Sie wollen wirtschaftlich interessante Pflanzen exklusiv für eigene Zwecke nutzen. Mithilfe von Patenten sollen solche Pflanzen Geld einspielen: Geld von Landwirten, von Züchtern und sogar von Verbrauchern: jeder soll an den Patentinhaber zahlen. Der Patentspezialist und frühere Mitarbeiter von Greenpeace, Christoph Then, hat sich diese Art von Internetrecherche und nachfolgender Pflanzenprivatisierung genauer angeschaut und eine Forschungsarbeit darüber vorgelegt :

„Es geht darum, möglichst große Stücke der natürlich vorhandenen biologischen Agrobiodiversität über diese Patente zu monopolisieren. Und da werden Datenbanken genutzt, da werden irgendwelche Angaben über regionale Sorten genutzt, das alles kann in solchen Patentanträgen verwertet werden. Man findet Hinweise in den Patenten, die klar darauf hindeuten, dass systematisch in den Zentren der biologischen Vielfalt oder eben in entsprechenden Gendatenbanken gesucht worden ist. Ich glaube, dass die großen Firmen das tatsächlich als Serviceeinrichtung verstehen, wo sie hingehen können, um entsprechende Daten zu erheben, aufgrund derer sie dann überlegen, wie sie ihre Patentanträge formulieren.“

Führend auf diesem Sektor ist der US-Saatgutmulti Monsanto. Der Konzern lässt bereits in großem Stil gentechnisch veränderte Pflanzen patentieren. Insgesamt wurden bislang mehr als tausend Patente erteilt, weitere 7.000 sind zum Patent angemeldet. Monsanto und andere Big Player durchforsten allerdings die pflanzlichen Gendatenbanken auch nach konventionellen Pflanzen, um sie zu patentieren. Bereits 70, gentechnisch in keiner Weise veränderte Pflanzen wurden patentiert, meist durch das europäische oder das US-amerikanische Patentamt. Weitere 500 Anträge auf die Patentierung konventioneller Pflanzen laufen. Zwar untersagt der „International Treaty“, der auch Grundlage der Verträge für die Vault in Spitzbergen ist, die Patentierung von Pflanzen. Aber wie soll das kontrolliert werden?

Christoph Then: „Wenn ein Patentantragsteller offensichtlich gegen internationale Übereinkünfte verstoßen hat und ganz klar ist, er will das klauen, dann können die Genbanken auch die Herausgabe von Material verweigern. Es ist leider so, dass das nur sehr selten im Einzelfall nachweisbar ist und dann sind die Genbanken an der Stelle in einer schwachen Position. Und die Informationen, die ins Netz gestellt werden, die sind ja ohnehin nicht mehr kontrollierbar, die sind ja öffentlich zugänglich und vorhanden.“

In einem solchen Fall hat das Verbot des „International Treaty“ keine Folgen. Der Patentanmelder ist ja nicht verpflichtet offen zu legen, woher er sein Material bekommen hat. Und die Patentämter in den USA und der EU folgen nationalem bzw. europäischem Recht, das vom „International Treaty“ nicht außer Kraft gesetzt wird. Dass ein Patent immer den Nachweis einer Erfindung voraussetzt, diesen Grundsatz hat das westliche Patentrecht längst aufgeweicht – es reicht die wissenschaftliche Aufschlüsselung der Eigenschaften:

Das sind einfache Tricks wie die Beschreibung von Inhaltsstoffen von Pflanzen oder von natürlicherweise vorkommender Genen und ihrer Wirkung. „Die Firmen können z.B. Pflanzen und Saatgut untersuchen, das aus der Genbank kommt, und schauen, ob wirtschaftlich besonders interessante Genstrukturen vorhanden sind. Sie behaupten dann, dass dieses oder jenes Gen mit bestimmten Eigenschaften einher geht, stärkeres Wachstum, höherer Proteingehalt, höherer Ölgehalt, was auch immer und deswegen beantragen sie das Patent auf das entsprechende Gen im Mais oder im Weizen,“ hat Christoph Then herausgefunden.

Auch Cary Fowler weiß, dass die Gendatenbanken von Patentjägern ausgebeutet werden. Aber soll wegen der ausufernden Patentierungen auf die Demokratisierung des Wissens, wie er es nennt, verzichtet werden? Das Informationssystem sei „nicht der Ort, um das Patentrecht zu regulieren“, wehrt er ab.

Christoph Then sieht das anders. Er sieht die Genbanken und die Gendatenbanken in der Pflicht. Die Privatisierung von Saatgut und Pflanzen und die Züchtungspolitik der Global Players müsse öffentlich skandalisiert werden. Und da sei die sachkundige Stimme der Gendatenbanken und auch ihr praktischer Widerstand gefordert.

„Betreiber dieser Genbank sollten sagen, wir können das Material leider nicht öffentlich zur Verfügung stellen, weil die Gefahr besteht, dass sich Firmen das Material über Patentrecht missbräuchlich aneignen. So könnte man auch Druck auf die Politik ausüben, um eine Lösung finden. Die Genbanken verhalten sich in diesem ganzen Prozess eher zu passiv, sind nicht wahrnehmbar und grenzen sich nicht wirklich gegenüber den Interessen der großen Konzerne ab.“

Es wird sich zeigen müssen, ob die Daten über Inhaltsstoffe, Wachstumsbedingungen oder Stressresistenzen der eingelagerten Samen in der Vault auf Spitzbergen und in anderen Genbanken hauptsächlich von Konzernen genutzt werden, die die Landwirtschaft zu ihrer privaten Profitsache machen oder von den Millionen Bauern, von denen viele anders denken und handeln. Jedenfalls ist die Gefahr groß, dass die Weltsaatgutbank und die mit ihr verbundenen Datenbanken das Gegenteil ihrer guten Absichten bewirken; dass sie also, anstatt die Welternährung zu sichern und die Biodiversität bewahren zu helfen, den Wettlauf um die Privatisierung pflanzlicher Genressourcen beschleunigen. Auf Kosten der Vielfalt in der Landwirtschaft und einer sicheren Ernährung in der Zukunft.

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