vonBen Gerten 30.03.2009

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Einige zehntausend Menschen sind am vergangenen Samstag durch Berlin und Frankfurt gelaufen unter dem Motto: „Wir zahlen nicht für Eure Krise“. Gemeint waren damit die finanziellen und sozialen Kosten, die die von Banken und Finanzgenies eingerührte Weltwirtschaftskrise jetzt schon verursacht.

Demonstrieren allein ist ok, seinen Unmut über das Handeln der Bankiers und Versicherungsmanager zu äußern auch – aber praktisches Nicht-Zahlen ist für das eigene Konto definitiv der noch bessere Schritt. 

Jeder und jede kann damit beim eigenen Giro-Konto beginnen. Die Überziehung des eigenen Kontos kostet z. B. bei der Commerzbank knapp 13,5 Prozent, bei der Berliner Volksbank genauso viel, bei der Berliner und Frankfurter Sparkasse sogar 14,5 Prozent. Diese hohen Zinszahlungen muss man den Banken nicht gönnen, die übrigens an dieser Stelle gerade das Geld zu verdienen suchen, dass sie an anderen Stellen verspekuliert haben.

Was sind die Alternativen: Die beste Alternative ist natürlich, das eigenen Konto möglichst nicht unter null zu fahren. Die zweitbeste Alternative ist, mit der eigenen Bank zu reden. Viele Sparkassen und Banken räumen langjährigen Kunden auf Nachfrage bessere Konditionen ein. Wenn das alles nicht hilft, kann man immer noch zu einer Bank gehen, bei der der Dispo nicht mehr als zehn Prozent kostet. 

Wer sein Konto – möglicherweise aus politischen Gründen – bei einer lokalen Sparkasse unterhält, hat noch weitere Möglichkeiten. Die Aufsicht über die Sparkassen führen meist lokale Politiker, die man mit dem eigenen Anliegen konfrontieren kann. In Berlin beaufsichtigt Jens-Peter Heuer (Linkspartei), der Staatssekretär beim Wirtschaftssenat, in z. B. München ist SPD-Oberbürgermeister Christian Ude sogar Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Hintergrund: Die Kommunen sind oft Eigentümer der Sparkassen. Außerdem enthalten Sparkassengesetze spannende Aufträge, von denen viele Kunden nichts wissen. In Paragraph 4 des Berliner Sparkassengesetzes heißt es zum Beispiel „Die Erzielung von Gewinn ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebs.“ Das eigentliche Ziel der Sparkasse ist vorher im Paragraph 2 aufgeschrieben: „Der Berliner Sparkasse obliegt die Förderung des Sparens und die Befriedigung des örtlichen Kreditbedarfs, insbesondere des Mittelstandes und der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise.“

Deswegen hatte ich  mein Konto damals ja bei so einer Sparkasse, hätte Frau Prokop gesagt.

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