Birgit „Biggi“ K. (29), Wurstsemmel-Model, hatte gut lachen: Durch den EHEC-Skandal erlebte die Wurstsemmel ungeahnte Absatzrekorde. Einfach niemand wollte mehr Salat, Tomaten oder Gurken essen, alle griffen sie lieber wieder zum guten Fleisch, sogar für gesunde Ernährung zuständige Personen warnten nun plötzlich vor dem Verzehr von Rohkost. Menschen, die in den letzten Jahren zu Vegetariern geworden waren, kamen sich nun vor wie jemand, der Anfang Mai 1945 nach langem Zögern doch noch der NSDAP beigetreten war. Überall erschallte das laute Lachen der Karnivoren.
Dass dabei die Erreger auf dem Gemüse aus den Därmen der für die Fleischfresser gequälten Kühe stammen und die Keime vermutlich deswegen so unglaublich aggressiv und widerstandsfähig waren, weil im Rahmen einer außer Rand und Band geratenen Tierproduktion allein in Europa jährlich 9 Megatonnen Antibiotika an Tiere verfüttert werden, überwiegend nicht aus therapeutischen sondern produktionstechnischen Erwägungen, und dass ihre Freude daher so war, wie ein Architekt, der sich freut, dass er nicht in dem von ihm mangelhaft konstruierten Kindergarten ist, als das Dach einstürzt und alle Anwesenden unter sich begräbt, diese komplexen Erwägungen konnten Biggi nicht anfechten. „Zerbrich Dir nicht Dein hübsches Köpfchen“, hatte Fotograf Rudi zu ihr gesagt und daran wollte sie sich auch halten.