vonanna lehmann 09.02.2010

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Treffen sich sechs Gelehrte, darunter mindestens drei Koryphäen, einer davon der 81jährige Soziologe Mario Rainer Lepsius, dessen Werke zum Kanon für Politik- und Soziologiestudenten gehören, und was kommt dabei raus: viel Schrott. Geladen hatte das Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin, am Montagabend, in einen großen Saal, in dem man sich klein fühlt. Es ging um: Bildung. Lepsius, altersmilde, plädierte dafür formale Schulbildung nicht zu überschätzen. Seine drei Ratschläge an künftige Schulanfänger: „Nimm Schule nicht ernst.“, „Fall nicht auf.“, „Fall nicht durch.“ Da kann man eingedenk der eigenen Schulkarriere beipflichten.  Lepsius weiterhin, alterszornig zurückblickend auf seine Jahre als Elternsprecher: „Eltern neurotisieren ihre Kinder, ihre Vorstellung von Gymnasialbildung ist völlig eingeschrumpft. Sie starren auf die nächste Klassenarbeit und fragen nicht nach den Zielen von Bildung.“  Auch das nicht falsch. Doch daraus schulussfolgerte Lepsius, nun altersverwirrt, man könne sowieso alles zu Hause lernen, es gäbe je Computer und Fernseher. Und überhaupt sei Bildung für die Stellung innerhalb der Gesellschaft relativ unwichtig: „Gebildete kommen doch nie über ein Reihenhaus hinaus.“ Wer es zu was bringen wolle, müsse Unternehmer werden. „Wir brauchen mehr Millionäre, die ihr Geld später als Mäzene ins Bildungssystem lenken.“ Zu Beginn der fast dreistündigen Diskusion stellte er übrigens fest: „Auch ein hoher Bildungsgrad schützt nicht vor Unsinn.“ Das war altersweise.

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