vonKarim El-Gawhary 10.09.2010

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Nach dem Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak ist es Zeit, eine andere traurige Bilanz zu ziehen  Laut einem  jetzt veröffentlichten Bericht von „Reporter ohne Grenzen“ sind seit dem Einmarsch der US-Truppen im März 2003 im Irak 230 Medienmitarbeiter getötet worden. Das übersteigt die Zahl der getöteten Reporter während des Vietnamkrieges.“ Während des Vietnam-Kriegs von 1955 bis 1975 kamen 63 Journalisten ums Leben.

(Zaki Shaqfeh, Al-Ra'i, 5/24/04).

Rund 70 Prozent der Journalisten starben bei gezielten Anschlägen und Attacken – eine weitaus höhere Rate als bei vorangegangenen Kriegen. In mehr als 80 Prozent der Fälle kamen die Täter aus den Reihen bewaffneter Gruppen, die im Widerstand zur US-Koalition und der irakischen Regierung stehen. Für rund zehn Prozent der Todesfälle waren die internationalen Besatzungstruppen verantwortlich. .Die meisten Todesopfer, fast 90 Prozent, waren irakische Medienvertreter.

Damit es nicht in Vergessenheit gerät. Hier noch einmal das bekannte Wikileaks-Video, in dem gezeigt wird, wie zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, der Fotograf Namir Noor-Eldeen und sein Fahrer Saeed Chmagh bei eine Angriff durch US-Kampfhubschrauber getötet werden. Es ist nichts für schwache Nerven.

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Reporter ohne Grenzen verzeichnet noch einen weiteren Negativrekord im Irak. Mindestens 93 Medienmitarbeiter wurden im Untersuchungszeitraum des Berichts entführt. 47 von ihnen wurden wieder frei gelassen, 32 ermordet, das Schicksal weiterer 14 entführter Medienschaffender bleibt ungewiss.

Auch wenn die USA mit dem Abzug seiner Kampftruppen versucht den Eindruck zu erwecken, dass sich die Lage im Irak normalisiert: Journalisten riskieren dort immer noch  Leib und Leben.

Diese Woche wurde der irakische Fernsehmoderator Safah Abdul Hameed vor seinem Haus in Mosul niedergeschossen, als er zu seiner Arbeit im Fernsehsender Al-Mosuliyah fahren wollte. Einen Tag zuvor hatte seinen prominenter Moderatorenkollegen  Riad al-Saray das gleiche Schicksal ereilt. Er war dafür bekannt, in seinen Programmen im Sender Al-Iraqiya immer wieder für eine Annährung der Religionsgruppen plädiert zu haben.

Auch ausländische Journalisten müssen sich weiterhin vorsichtig bewegen, wengleich sie versuchen, ihrem Leben etwas Normalität zu geben.  Eine befreundete Kollegin rief mich gestern aus Bagdad an und erzählte freudig, dass sie heute morgen erstmals joggen geht, aber nicht ohne Bodyguards.

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