vonEva C. Schweitzer 18.10.2009

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Günter Wallraff hat sich in Blackface verkleidet, also schwarze Theaterfarbe aufgelegt, und dann hat er sich unter  Rassisten begeben und allerlei rassistisches Zeug erlebt. Er ist also quasi so eine Art Borat der Deutschen, allerdings im eigenen Land, und auch etwas weniger glaubwürdig verkleidet als Sacha Baron Cohen. Auf den Fotos sieht er aus wie Günter Wallraff, der in einen Kohle-Eimer gefallen ist.

Ähnlich wie Borat verfügte auch Wallraff über ein ganzes Team, seine Erlebnisse per Kamera aufzunehmen, zu sortieren, auszusuchen, zu redigieren und zu präsentieren, bloß ist das Ergebnis weniger lustig. Hier aber die eigentliche Frage: Warum verkleidet sich Wallraff eigentlich als Schwarzer, und dann noch in dieser peinlichen Onkel-Tom-Aufmachung? Er schreibt ja bekanntermaßen sein Material ohnehin nicht selber, wäre es nicht möglich gewesen, einen, wenigstens einen einzigen schwarzen Deutschen zu finden, der an seiner Stelle durchs Land tingelt?

In Amerika ist Blackface übrigens schwer diskreditiert, und mit Recht, es wird als Verhöhnung der Schwarzen gesehen Wir sind da ohnehin schon viel weiter. Unserem Oberrassisten Rush Limbaugh wurde es gerade verwehrt, ein Footballteam zu kaufen, wegen seiner vielen anti-schwarzen Bemerkungen, wie etwa der:

“I mean, let’s face it, we didn’t have slavery in this country for over 100 years because it was a bad thing. Quite the opposite: slavery built the South. I’m not saying we should bring it back; I’m just saying it had its merits. For one thing, the streets were safer after dark.”

Nun ist Rush beleidigt und sieht sich als Opfer von schwarzem Rassismus. Ja, so ein Pech.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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