In Katangas Hauptstadt Lubumbashi ist es heute zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten der Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen Fortschritt) und solchen der regierungstreuen Partei UNAFEC (Union kongolesischer Nationalisten und Föderalisten) gekommen. Widersprüchliche Aussagen beider Seiten legen nahe, dass es Tote und Verletzte gegeben hat, wenngleich es unterschiedliche Versionen der Ereignisse gibt.
Nach Angaben aus UDPS-nahen Kreisen griffen UNAFEC-Milizen heute früh in Lubumbashi eine UDPS-Kundgebung an; ein UDPS-Kandidat namens Munongo sei schwer verletzt worden, ebenso wie 100 Aktivisten, und sei ins Krankenhaus eingeliefret worden. Von anderer, eher UNAFEC-naher Quelle kommt hingegen die Nachricht, UDPS-Aktivisten hätten die UNAFEC-Parteizentrale im Stadttteil Kenya von Lubumbashi angegriffen, die Parteiflagge heruntergerissen und Dokumente gestohlen. Es habe zwei Tote gegeben und die UN-Mission habe eingreifen müssen.
Der UN-Radiosender Radio Okapi meldet, UNAFEC-Aktivisten hätten vor ihrem Parteisitz einen UDPS-Wahlkampfkonvoi angegriffen. Es seien Knüppel und Macheten zum Einsatz gekommen. In jedem Fall war dies der Tag, an dem die UDPS in Lubumbashi ihren Wahlkampf begann, und offenbar hielt sie es für sinnvoll, an der UNAFEC-Parteizentrale vorbeizuziehen.
Hinter diesen Eriegnissen zeichnet sich die drohende Konfrontation zwischen Kabila und Tshisekedi, zwischen Katanga und Kasai ab, die Bürgerkriegspotential besitzt und bei Streit um das Wahlergebnis schlimme Folgen für das ganze Land haben könnte. Die UDPS hat ihre Hochburg in den Kasai-Provinzen. Kabilas Hochburg ist Katanga. Die UNAFEC ist die Partei von Katangas Provinzparlamentspräsident Kyunugu wa Kamwanza, der in der Schlussphase des Mobutu-Regimes um 1993 ethnische Säuberungen in Katanga gegen Einwanderer aus Kasai (genauer: Nachkommen von Menschen, die während der belgischen Kolonialzeit aus Kasai nach Katanga zur Arbeit in den Bergwerken gebracht worden waren) organisierte; bei diesen wurden Hunderttausende Menschen unter dramatischen Umständen verjagt, teils per Eisenbahn nach Kasai deportiert, und es kamen vermutlich Tausende ums Leben.
Das war ein Teil der Mobutu-Strategie, Krieg zu schüren und mutmaßlich oppositionelle Volksgruppen durch Gewalt einzuschüchtern. Die Erinnerung an all dies und die Feindschaft zwischen Kasaiern und Katangern ist auch heute sehr real und spiegelt sich, wie damals unter Mobutu, in der Konfrontation zwischen Staatsmacht und UDPS-Opposition wieder. Kyungu und die UNAFEC gelten auch heute als Scharfmacher in Katangas Politik.
Zwei weitere Berichte des Tages, die allerdings nicht verifiziert werden konnten:
– In Kinshasa wurde nach Oppositionsangaben der bekannte Politiker Martin Fayulu, einer der Animateure des Parteienbündnisses um die UDPS (DTP – Dynamique Tshisekedi Président) und Präsident einer eigenen Partei namens ECIDE (Engagement pour la Citoyenneté et le Développement), während einer Wahlkampfkundgebung festgenommen. Die Polizei habe ihm vorgeworfen, in einem für Studenten reservierten Ort aufzutreten und die Studenten aufzuhetzen, heißt es in einer vom Parteienbündnis MPCR verbreireteten Erklärung. 2006 war Fayulu für das Bemba-Parteienbündnis UN ins Provinzparlament von Kinshasa eingezogen. Er wurde bereits während einer Oppositionsdemonstration in Kinshasa am 20. Oktober von der Polizei misshandelt, heißt es.
– In Makala, einem Stadtteil von Kinshasa, meldet die Partei DC (Démocratie Chrétienne), die ebenfalls Tshisekedi unterstützt, einen Angriff von regierungstreuen Milizen auf ihre Wahlkämpfer. Ein DC-Aktivist sei mit einem Messer verletzt, dann entführt und schließlich halbtot am Straßenrand liegengelassen worden, heißt es.