Alles war vorbereitet für ein anderes Leben.
Die Transparente im Görlitzer Park sehen ein bißchen so aus, als wären sie Teil einer Kunstinstallation auf der BUGA:
Der Urbanhafen liegt nicht mehr in meiner unmittelbaren Nachbarschaft.
Am Freitagabend spielten die Koolkings im Regenbogenkino in der Lausitzer Straße. Das heisst Kristof Hahn, der Ex-Gitarrist der Swans, und Viola Limpet ließen die Band, die Anfang der neunziger Jahre (zusammen mit Alex Chilton) eine ausufernde Tournee unternahm und eine einzige, wunderschön existenzialistisch-romantische Platte veröffentlichte („Shocked & Amazed“) für diesen Abend wiederauferstehen.
Die beiden spielten vor einer Leinwand, auf der mehr oder weniger zufällig zusammengestellte Super-8-Filme vorbeiliefen. Ich hatte auch welche mitgebracht, die in meiner berliner Anfangszeit; Mitte der 80er spielten. Komisch, die alten Freunde und sich selbst von früher ein paar Minuten lang so groß auf der Leinwand zu sehen. Das naturgemäß nostalgische Filmmaterial (viel Meer auch und Urlaubsfilmchen aus den 70ern wohl) passte supergut zu der Musik. Alles war sehr melancholisch; wie Kristof Hahn und Viola Limpet diese großartigen Stücke der Koolkings sangen („Sweet Torment“, „Autobahn“, „Sad & Lonesome“, das Gitarrenstück „Shocked & Amazed“), „Satellite of Love“ von Lou Reed und paar Sachen ihrer aktuellen Formation „Les Hommes Sauvages„.
Ein Abend voller Nostalgie und Schwermut sozusagen. Wie schade, dass kaum Zuschauer gekommen waren, aber die paar, die da waren, waren sehr kompetent.
Den Tresen konnte man besser fotografieren als das eigentliche Geschehen auf der Bühne.
Nach dem Konzert standen wir draussen und rauchten. Drei oder vier kompetente Rockfans aus dem Osten, zwei Engländer, die Veranstalter, Kristof Hahn und Viola Limpet.
Kristof Hahn erzählte von alljährlichen Auftritten, in der tschechischen Pampa. Ein Dissident sei damals dorthin, in diese menschenarme Gegend, verbannt worden. Hätte dort Raubdrucke gedruckt. Später, nach der Wende, hätte er sich also diesen Gasthof gekauft und veranstaltet dort jedes Jahr ein mehrtägiges Festival, auf dem Kristof Hahn und Viola Limpet auch immer zu Gast sind. Paar Bands, paar Leute; sehr angenehm.
Vor allem wunderte er sich über die Ausdauer der Tresenkräfte. Sie hätten um zehn Uhr morgens gespielt und die standen da immer noch hinter dem Tresen, genau, wie in der Nacht, als er da noch ein letztes Getränk getrunken hatte. Mit was für einer Stoik, wie ausdauernd und unermüdlich diese tschechischen Barleute da Bier und Wodka ausgeschenkt hatten!
Jemand erzählte von dem Konzert, dass Sky Sunlight Saxon am 14.11.08 in der Volksbühne gegeben hatte – gegen Ende des Konzerts sei der legendäre Musiker (Seeds) hingefallen und hätte die letzten Stücke auf dem Boden liegend gespielt.
Jemand sagte, und das Absurde, irgendwie auch Gemeine wäre doch gewesen, dass Sky Saxon dann, am gleichen Tag wie Michael Jackson gestorben sei. Ich glaubte es nicht, aber es stimmte tatsächlich.
Auch andere verließen meine Ex-Gegend.
Im Friedrichshain war’s wieder anders
oder Neukölln.