Der November war etwas schwerfällig und dem Ernsthaften zugewandt.
Im Regen war es aber eigentlich auch schön und ich überlegte, mir Wanderschuhe zu kaufen.
Der kleine Erzählungsband „Tamara und Konsorten“ von Almut Klotz und Rev. Christian Dabeler, ist klasse! Im Ventil-Verlag erschienen, wo’s auch die tollen Bücher von Linus Volkmann gibt. Im Zug hatte ich oft gekichert beim Lesen. Selbst beim Zahnarzt im Wartezimmer. Die Zahnarzthelferinnen trugen Zahnarzthelferinnenkittel, auf deren Rückseite: „Wir operieren sicher besser, als wir laufen“ stand. Sie waren alle beim Berlin-Marathon mitgelaufen. (Um Solche handelt es sich da.)
Es ist nicht nur die große Komik der eingängigen Geschichten über Anziehsachenfetischismus, Bandalltag usw., die das Buch so gut machen, sondern sehr bildliche, athmosphärisch dichte Beschreibungen von Orten, an denen dies oder das geschieht; seltsam schweigsam proletarische Europalettenbauer, die in irgendwelchen komischen Hütten in irgendeiner komischen hafennahen Gegend leben in einer ganz seltsamen ähn Gendercross-Geschichte von Christian Dabeler, diese total feindselige, böse, ländliche Gegend in einer Geschichte von Almut Klotz usw.
Seltsamerweise waren die Bilder, die man sich vorstellt, in einer Beschreibung des alten Ex’n Pop in der Mansteinstraße, einem Ort, an dem ich oft war, am Undeutlichsten. Ich stellte mir beim Lesen die Räume des alten Ex’n Pop natürlich vor, Harry und Evelyn hinter’m Tresen, die laute Musik, Nick Cave oder Blixa Bargeld, den kleinen „Drogenraum“, den Raum mit dem Kicker und dem Flipper auf dem Weg zum Klo usw. Das Erinnerungsbild stimmte vermutlich; war aber blasser als die Bilder anderer Orte, die beim Lesen der anderen Geschichten im Kopf entstanden.
Am Abend lasen die Beiden jedenfalls im „Max und Moritz“ und sangen danach auch noch ein paar Lieder. Alles war sehr angenehm. Manche assen Schmalzbrote zum Bier. Vielleicht war’s auch Quark o.ä.
Bei einer Passage aus der Herman- Brood-Ballade, dachte ich seit langem wieder „genau“. Hatte ich ganz vergessen, war bei uns danals glaube ich so ähnlich: „(….) Zu der Zeit begann wohl seine Arty-Space-Geheimwelt. Bis dahin wurden alle Neuentdeckungen unter Freunden begierig ausgetauscht, aber er fing nun an, diese vor den anderen zu verstecken. Roxy Music, David Bowie und so. Der Schulhof und die darauf rumlaufenden Spacken durften das nicht entzaubern. Niemand durfte auch nur ahnen, dass Brian Eno überhaupt existierte.“