vonEva C. Schweitzer 26.06.2010

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Die ganze Welt liegt im Fußballfieber. Die ganze Welt? Nein, es gibt eine grimmige kleine Widerstandsschar, das sind rechte Amerikaner. Die hassen Fussball, gerade weil die ganze Welt dafür ist. Und wahrscheinlich auch, weil es sie nervös macht, dass ihre Mannschaft gegen Teams mit schwarzen Spielern und ausländischen Namen antreten muss, ohne dass ihnen der Sieg garantiert ist. Und dann auch noch in Südafrika,  ein Land, das von Terroristen und renitenten Schwarzen bewohnt ist, die die Überlegenheit des weißen Mannes nicht anerkennen. Oder, wie es die (in New York erscheinende) Irish Times schreibt:

There has always been a certain xenophobic aspect to Americans’ sceptical view of soccer. Not only was soccer not part of our culture, but even when things were going well for Team USA, Middle America found it difficult to embrace a game in which our international goals were being scored by guys named Marcelo and Claudio and Alexi. This philosophy was not only abetted but encouraged in a country whose foreign policy consisted for the most part of showing the middle finger to the rest of the world.

Natürlich sind in vorderster Front Semifaschisten wie Glenn Beck, der meinte, „We don’t want the World Cup, we don’t like the World Cup, we don’t like soccer, we want nothing to do with it.” Aber selbst der unverdächtige Dave Letterman erkannte in seinen Top Ten, dass America Fußball nicht mag, weil: „Too many foreigners“.

Wer glaubt, das seien nur einzelne Verrückte, sollte man die Huffington Post lesen, wo rechte Trolls brav die Talking Points wiederkäuen, etwa dass Fussball einerseits ein armer-Leute-Sport ist, wo sich Proleten gegenseitig verhauen, andererseits von der effeminierten Weißwein-trinkenden europäischen Elite bevorzugt wird, die sich einbilden, die hätten das Recht auf eine Krankenversicherung. Aber keine Sorge: 2050 ist Amerika mehrheitlich hispanisch und schwarz, dann ist der Spuk vorbei.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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