vonEva C. Schweitzer 01.07.2009

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In ZEIT Online war neulich ein Artikel darüber, dass British Airways seine Angestellten gefragt hat, ob sie eventuell auch unentgeltlich arbeiten wollen, und wie wir das finden. Mich machen solche Artikel immer furchtbar nervös; ich denke, das sind Versuchsballons, um herauszufinden, ob irgendwer für ZEIT Online unentgeltlich arbeiten will. Deshalb schrieb ich also sinngemäß, eher würde ich dem Verleger in einer dunklen Gasse auflauern und ihn ausrauben, bevor ich das täte (etwas höflicher formuliert).

Die eigentliche Frage aber, die man hätte stellen sollen, war: Möchte ich noch mit British Airways fliegen? Wie es der Zufall will, flog ich neulich von New York nach London mit BA, es war der billigste Flug mit einer Erste-Welt-Linie (und ein weißer, männlicher Pilot, der englisch kann, ist mir irgendwie schon wichtig). Offenbar werden bereits heute einige Angestellte nicht mehr bezahlt, etwa die, die für kleinere Reparaturen zuständig sind. Jedenfalls, mein Leselicht war kaputt und der Sitz von meinem Vordermann auch. Immerhin gab es — anders als bei Delta oder Continental — noch genug zu trinken, das braucht man aber auch, wenn man dauernd darüber nachdenkt, ob der Monteur, der alle 10.000 Meilen die Turbinenkopfdichtungen überprüft, noch bezahlt wird oder nicht.

Ich hatte mal einen Flug mit BA, wo die Maschine eine Viertelstunde auf dem Rollfeld stand (in Tegel), und dann sagte der Kapitän: „Meine Damen und Herren, wir warten hier, weil wir überprüfen müssen, ob unsere Turbinenkopfdichtungen noch richtig funktionieren, deshalb müssen wir noch ein paar Tests machen. Wir bitten um etwas Geduld.“ Eine weitere Viertelstunde später meldete sich der Kapitän wieder. „Meine Damen und Herren, wir haben ein paar Tests gemacht, wir sind zwar noch nicht so ganz zufrieden, aber die Turbinenkopfdichtungen funktionieren so halbwegs innerhalb normaler Parameter. We decided to give it a shot.“ Damit hob er ab. Die Piloten wurden damals, glaube ich, noch bezahlt.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009,Taschenbuch, 9,95 €

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