vonMathias Broeckers 25.08.2010

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Das  Berliner Institut INEIDFO schickte uns  anlässlich der beabsichtigten Anhebung der „nicht strafbaren Besitzmenge“ für Cannabis in NRW durch die neue rot-grüne Landesregierung und derangekündigten Zulassung von Cannabis als Medizin durch die Bundesregierung folgende Pressemitteilung:

Nach einer aktuellen Befragung von 950 Personen ab 18 Jahre von TNS-Emnid unter Leitung und im Co-Auftrag des gemeinnützigen Berliner Institutes INEIDFO haben 23 % der erwachsenen Deutschen bis 60 Jahre Konsumerfahrung zur illegalen Droge Cannabis, das sind 4 Prozentpunkte mehr als noch vor 9 Jahren, als eine ähnliche Emnid-Umfrage in Auftrag gegeben wurde. Aktuell konsumieren etwa 4 Prozent der 18-59 Jährigen Cannabis, bei den 18-29-Jährigen sind es 9 % und bei den 40-59 Jährigen immerhin noch etwa 2 %. Die zunehmende Konsumerfahrung zu dieser Droge könnte auch damit zusammenhängen, dass es für eine weitere Strafverfolgungdes Besitzes von Cannabis zum Eigenkonsum keine Mehrheit mehr gibt. Nur noch 39 % aller volljährigen Deutschen sind dafür, 30 % wollten eine Entkriminalisierung und meinten, ein einfaches Bußgeld, wie bei Falschparken, sei hier künftig angemessen genug, und insgesamt 24 % wollten gar keine Verfolgung mehr bzw. sogar einen freien Verkauf wie bei Alkohol und Tabak (in der Bundeshauptstadt Berlin waren es hier sogar 47 %), 7 % hatten hierzu keine Meinung.

Dennoch meinten 60 % der Deutschen, dass ein sehr hoher Konsum oder Dauerkonsum von Cannabis risikoreicher für das Leben und die Gesundheit sei als eine solcher bei Alkohol. 24 % waren hier anscheinend richtiger informiert, und verneinten dieses (jene Befragten mit dieser Meinung wollten sogar zu 43 % eine Legalisierung); und 16 % hatten hierzu keine Meinung. Noch mehr bröckelt die Front der Cannabisgegner bei der Frage einer Zulassung von Cannabis als Medizin bei Krebs, Multipler Sklerose, AIDS und vielen anderen Erkrankungen: Nur noch 16 % der volljährigen Deutschen waren in dieser Umfrage dagegen, 78 % waren für eine Freigabe von Cannabis bei diesen Erkrankungen, und 6 % hatten hierzu keine Meinung. Die nun endlich bevorstehende Zulassung von (zunächst allerdings nur) Cannabis-Extrakten zu medizinischen Zwecken durch die Bundesregierung bestätigt nur das breite Bevölkerungsvotum hierzu.

Die Frage ist, wann der gemäß Bevölkerungsvotum noch anstehende nächste Schritt einer Entkriminalisierung des Besitzes von Cannabis zum Eigenkonsum etwa durch Herabstufung zu einer Ordnungswidrigkeit mit einem einfachen Bußgeld stattfinden wird, wie unter anderem auch von Polizeipräsident Hubert Wimber aus Münster auch zur Entlastung der Polizeiarbeit (ca. 100.000 Straf-Anzeigen hier in D jährlich) gefordert wird.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/nur_noch_39_der_deutschen_fuer_hanf-kriminalisierung/

aktuell auf taz.de

kommentare