Von den Mehrheitsverhältnissen her ist Horst Köhler eindeutig der schwarz-gelbe Präsident – die Biene-Maja-Koalition hat sich heute mit 50 Prozent plus einer Stimme durchgesetzt.

Von den Inhalten her ist Köhler so schwarz-grün, wie es sonst nur Oliven sein können. Die „neue, ökologische industrielle Revolution“, die er einen Tag vor seiner Wiederwahl in seiner Rede zum 60. Geburtstag der BRD forderte, könnte geradezu bei den Grünen abgeschrieben worden sein.

Ist sie aber nicht. Sie ist bei der taz abgeschrieben. Am 7. März 2009 schrieb Peter Unfried in einem seeeehr langen Text über Michael Braungart: „Braungart predigt die ökologisch-industrielle Revolution.“ Und genau eine Woche später, am 14. März 2009, steht in der Passauer Neuen Presse in einem Interview mit Horst Köhler dieser Satz: „Wir sollten uns in Deutschland ganz gezielt eine neue, ökologische industrielle Revolution vornehmen.“ Von einer Quellenangabe stand da nichts, Köhler hat sich also mit fremden Federn geschmückt und geistiges Eigentum etwa so ernst genommen wie schwedische Download-Plattformen.

Mal von Stilfragen abgesehen und die Machtfrage gestellt: „Maja“ Merkel und „Willi“ Westerwelle schicken „Flip“ Köhler vor, um eine schwarz-gelbe Koalition mit schwarz-gelb-grünem Inhalt basteln zu können. Auf der rechten Seite droht ihnen keine Gefahr (anders als bei der SPD auf der linken), deshalb können sie problemlos in die Mitte und nach links ziehen und dort Wählerstimmen abgrasen.

Sollten sich die Grünen also jetzt als Wirtschaftspartei präsentieren? Oder als Partei mit christlichem Fundament? Ich würde vorschlagen: Beides!

(Eine programmatische Grundlage, auf der das geschehen könnte, findet sich beispielsweise bei Daniel Klink. Kennen Sie nicht? Sollten Sie kennenlernen.)