Nein, es handelt sich nicht um ein supergeheimes supergroßartiges Motoröl, mit dessen Hilfe Schumi die Ferraris wieder aufs Siegerpodest bringen soll (obwohl das Wort vereinzelt motorsportlich verwendet wird); sondern es handelt sich um die bislang nicht offengelegten offenen Positionen im Ölhandel für die US-Ölsorte WTI an der Londoner Derivatebörse ICE. Diese werden ab sofort genauso wie die Positionen der US-Terminbörsen veröffentlicht, wodurch sich die Aufsichtsbehörden mehr Transparenz versprechen – und darauf hoffen, dass Spekulanten nicht noch einmal wie im kommenden Jahr den Ölpreis in lichte Höhen treiben können.
Das “Londoner Ölgeheimnis” sei nun gelüftet, schreibt die FTD – und weil sie gleich in den Listen nachgeschaut hat, weiß sie auch, dass der preistreibende Einfluss von spekulativen Fonds gar nicht soooo groß sei: Die offenen Positionen lägen gerade mal bei einem Viertel oder Fünftel des in den USA üblichen. Allerdings weiß weder die FTD noch der Wortist, was beispielsweise im Handel mit der in Europa wesentlich gebräuchlicheren Nordsee-Ölsorte Brent so passiert, da gilt das Ölgeheimnis noch weiterhin.
Wie wär’s denn, liebe Finanzminister, zur Abwechslung mal mit einer schwarzen Liste derjeniger Derivate-Handelsplätze, die keine Daten über offene Handelspositionen veröffentlichen? Dann könnte man dem Bankgeheimnis kurz Ruhe lassen, und sich dafür Öl-, Gas-, Weizen-, Mais- und Schweinebauchgeheimnissen widmen.