vonClaudius Prößer 23.04.2009

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Auf Gipfeln wird bekanntlich selten Politik gemacht – und wenn, dann meist symbolische. So wie Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der jüngst beim Treffen der OAS seinem US-Amtskollegen Barack Obama vor laufenden Kameras ein Exemplar von Eduardo Galeanos Buch „Die offenen Adern Lateinamerikas“ in die Hand drückte.

Eigentlich keine große Sache – schließlich fiel Chávez‘ Provokation eher schüchtern aus, und Obama, der das Buch lächelnd in Empfang nahm, soll anschließend gesagt haben, das sei doch toll, er sei schließlich ein begeisterter Leser.

Wie der NYT-Kolumnist David Brooks berichtet (hier, auf Spanisch), hat das Danaergeschenk des Venezolaners freilich für „Hysterie und Panik“ bei rechten Politikern und Publizisten in den USA gesorgt. Otto Reich, Ex-Botschafter in Venezuela und außenpolitischer Berater von George W. Bush, bezeichnete das Zustandekommen der sympathischen Szene als „Irrtum von Obamas Team, den es unbedingt hätte vermeiden müs­sen“. Unter Reagan und den beiden Bushs, so Reich in einem Fern­seh­interview, wäre das nicht mög­lich gewesen. Bei dem Buch handele es sich um „ein dreißig Jahre altes Werk eines ultralinken und kaum be­kannten (!) Autors“, und dieses Werk stehe nun plötzlich weit oben auf der Amazon-Bestsellerliste. Das immerhin stimmt.

Andrés Oppenheimer, Kolumnist des Miami Herald, setzte noch eins drauf (hier): Das Buch Galeanos sei eine „infantile Vision der la­tein­ame­ri­ka­nischen Geschichte, nach welcher der US-Imperalismus die Schuld an der Armut der Region trägt“. Obamas Lächeln bei der Entgegennahme hält Oppenheimer für völlig verfehlt, denn es handele sich bei Chávez‘ Geste um eine grobe Beleidigung – so, als habe (und das hat gute Chan­cen, zum hinkenden Vergleich des Jahres zu werden) jemand „dem is­ra­elischen Prä­si­den­ten eine Ausgabe von ‚Mein Kampf‘ in die Hand ge­drückt“.

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