Zwar berichtet die gesamte Presse darüber, dass nun den Landwirten Schäden in Millionenhöhe entstehen, weil sie die Tiere nicht mehr ausliefern dürfen, bei deren Aufzucht durch „üble Machenschaften weniger Leute“ (I. Aigner) möglicherweise Industriefette aber wahrscheinlich Dioxin verfüttert wurde. Aber wie diese Schäden entstehen, mit solchen lästigen Details hält sich niemand auf. Die kommen nämlich daher, dass eine Industriemastanlage genauso geführt wird wie eine Fabrik, in die Rohmaterial hinein kommt, dann bearbeitet wird und am Ende des Produktionsprozesses die Fabrik verlässt.
Während also der naive Beobachter sich dem Gedanken hingeben könnte, dass es für die tierlieben Rinder- und Schweinezüchter doch eigentlich eine Freude sein müsste, dass sie ihre lieben Kameraden nun ein paar Tage länger lassen können, ist es tatsächlich eher, als ob bei der genannten Fabrik plötzlich der Warenausgang zugenagelt aber weiterhin hemmungslos der Eingang beliefert wird.
Die Lebenserwartung von Mastvieh ist auf ein paar Prozent von Wildtieren heruntergezüchtet worden. Ein normales Schwein würde 20 Jahre bis zu einem natürlichen Tod leben, in der Industriemast wird es nur sechs Monate alt. Tatsächlich könnte auch ein Huhn 20 Jahre alt werden, die Industrie schenkt ihm 6 Wochen Gesamtlebenszeit. Während also die schon 6 Wochen alten Hühner nun ihre Lebenserwartung womöglich verdoppeln müssen, was natürlich auch Kosten verursacht, wachsen zeitgleich Küken heran, die innerhalb von 6 Wochen zu voll schlachtungsfähigen Hühnern heranwachsen. Für diese ist aber nur dann Platz, wenn die vorhergehende Generation termingerecht geschlachtet werden konnte. Bei den Schweinen ist es ganz genau so.
Dazu kommt sicher noch das Problem, dass die Tiere nun nicht mehr mit dem guten Futtermittelfett aus der Biodieselproduktion gefüttert werden können, sondern womöglich mit Körnern und Gemüseabfällen, die mit 2 Euro pro Tonne doppelt so teuer sind wie die gute Industrienahrung. Dazu kommt sicher, dass sich die Tiere an das Dioxin bestimmt schon längst gewöhnt haben und nun entzügig nach dem Zeug gackern, grunzen und muhen.
Das Problem besteht also darin, dass die ausgewachsenen Tiere getötet werden und die betroffenen Betriebe dadurch Gewinn erzielen müssen. Denn durch unsinnig strenge Regeln können die Tierkadaver in letzter Zeit ja noch nicht einmal zwischengelagert werden, um daraus leckeres Kraftfutter für die Produktion neuer Tierleichen herzustellen. Stattdessen müssen diese Leichen kostenpflichtig entsorgt werden – eine Kostenspirale, die natürlich der durchschnittliche Konsument im Discounterregal nicht mit finanzieren will. Stattdessen erwartet doch der Verbraucher, dass ihm das Kilo Huhn nach dem Dioxinskandal noch billiger nachgeschmissen wird, damit er durch übermäßigen Konsum überhaupt wieder Vertrauen zur Fleischproduktion aufbauen kann. Das ist besonders deshalb wichtig, da ja die Unterernährung in Deutschland ein Hauptproblem darstellt und die Vorstellung, dass ein Deutscher weniger als die derzeit durchschnittlichen 60 Kilogramm Fleisch im Jahr verzehrt, natürlich nationale Angstszenarien heraufbeschwört.
Wir haben einen Vorschlag, der alle Probleme auf einen Schlag löst: „Happy slapping“. Die betroffenen Betriebe setzen sich mit der Busbranche in Verbindung und organisieren Reisen zu ihren Höfen. Da Dioxin nicht ansteckend ist, können Besucher die Betriebe problemlos betreten. Nun können sich die Touristen ein oder mehrere Tiere aussuchen, die sie mit einem Bolzenschussgerät oder einer Tötungsmethode ihrer Wahl hinrichten können. Die Kleinen können vielleicht ein, zwei Hühnern den Hals umdrehen, die Mutter sticht ein paar Ziegen ab und der Vater erledigt ein paar Bullen mit dem Bolzenschussgerät. Für besondere Genießer könnte man die Tiere vielleicht sogar frei herumlaufen und dann wie in freier Wildbahn abschießen lassen. Die Regel ist, dass im Rahmen einer Flatrate-Regelung jeder Tourist beliebig viele Tiere töten darf, aber für die Entsorgung der von ihm getöteten Tiere auf eigene Kosten verantwortlich ist.
Einige werden vielleicht einwenden, dass es möglicherweise ethische Knackpunkte bei dieser Erlebnis-orientierten Art des Bauernhofbesuchs geben könnte. Aber da diese Bedenkenträger ohnehin in der Regel aus den Reihen der Industriemastgegner kommen, kann man hier ihre eigenen Argumente gegen sie kehren: Schließlich hätten sie ja die Tötung der Tiere schon vorher als unethisch angesehen und den Verzehr als sinnlos, das würde doch bedeuten, dass sich nichts geändert hat durch das „Happy Animal Slapping“, außer dass ein paar Jugendliche und Männer mittleren Alters ein wenig Spaß haben und gleichzeitig dabei helfen, ein Problem der Landwirtschaft zu lösen. Diese können ihre schönsten Filme ins Internet stellen, vielleicht kann man über die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft sogar einen Wettbewerb über den schönsten dieser Filme organisieren.
Wenn dann die Tiere alle geschlachtet sind und die Futterfette wieder Dioxin-frei sind, geht es wieder weiter wie vorher. Aber das Konzept sollte man niemals zu weit weglegen, denn das nächste Problem dieser Art kommt bestimmt, gut wenn man dann schon vorbereitet ist.