vonHildegard Willer 26.03.2011

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Endlich wird es spannend. Während sich der limenische Sommer dem Ende zuneigt, wird es im Rennen um die Präsidentschaftswahl am 10. April nochmal richtig heiss.

Nachdem es wochenlang danach aussah, als ob Alejandro Toledo auf jeden Fall in die zweite Runde kommen würde, und Ollanta Humala und Pedro Pablo Kuczynski (auf Grund seines für Peruaner unaussprechlichen Namens nur PPK genannt) weit abgeschlagen waren, ist 2 Wochen vor den Wahlen wieder alles offen. Die letzte Umfrage von Datum S.A. sieht Toledo mit 19,4% knapp vor Ollanta Humala und PPK mit 17,6% der Stimmen. Keiko Fujimori, die Tochter des einsitzenden Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, folgt mit 16,1%, der vormalige OB von Lima, Luis Castañeda, dicht dahinter mit 15%.

Zum einen ist dies ein guten Zeichen: Endlich könnte über Inhalte geredet werden. Denn der Links-Kandidat Ollanta Humala und der als Vertreter der Wirtschafts-Elite angesehene PPK vertreten ursprünglich antagonistische Positionen, auch wenn beide Kandidaten mit sozialdemokratisch eingefärbten Diskursen erkenntlich um die  Mitte buhlen.  Ein heisses Thema könnte  und müsste  die Regulierung und Besteuerung der mächtigen Bergbaukonzerne mit ihren für sie sehr günstigen Steuerverträgen und laxen Umweltauflagen werden.

Könnte: Denn die Kandidaten und ihre medialen Sprachrohre bringen sich mit wahltaktischen Überlegungen schon in Stellung für die zu erwartende Schmutzkampagne.

Der erste war Ollanta Humala: Am 21. März überraschte er samt Ehefrau Nadine mit einem Coup. Eben hatten sie mit dem höchsten Würdenträger der katholischen Kirche in Lima, dem Opus-Dei-Kardinal Juan Luis Cipriani gefrühstückt. „Wir sind eine konservative katholische Familie“, betonte Ollanta, und dass die Ehe zwischen Mann und Frau die einzige sei. Seine Worte bekräftigte der Kandidat demonstrativ mit einem Rosenkranz in seiner Hand, wie um zu sagen, dass er vor jeder Wahlkampfveranstaltung ein Ave Maria beten und um den Segen des Kardinals bitten würde.

Ollanta und Nadine Humala nach ihrem Besuch bei Kardinal Cipriani

Dass der rechte Opus-Dei-Kardinal, der sich immer wieder in die Politik einmischt, gerade den linksnationalistischen Humala dermassen mit seiner Gunst segnet, versteht nur, wer die Anweisungen aus dem Vatikan kennt. Die Wirtschaftspolitik ist in den Augen des Vatikans letztlich zweitrangig. Die richtigen Geschütze fährt sie erst auf in den Themen Abtreibung und  Homo-Ehe.

Da kennt der Vatikan kein Pardon, und jeder Kandidat , der die hierzu restriktive Gesetzgebung in Peru auch nur etwas aufweichen möchte (wie dies Alejandro Toledo angetönt hatte) , wird von der katholischen Kirche gnadenlos und mit allen Mitteln ins Visier genommen. Humala wollte sich hier schon mal vorsorglich absichern, könnte man meinen. Man könnte aber auch glauben, dass Ollanta Humala wirklich meint, was er sagt.  Immerhin stammt er aus einer Familie, die dem Kardinal gefallen dürfte. Ollantas Mutter Elena hatte vor 5 Jahren im Wahlkampf lautstark verkündet, dass alle Homosexuellen erschossen werden sollten.

PPK dagegen steht vor der schweren Aufgabe eines jeden Politikers,  seinen Versprechungen Taten folgen zu lassen. Normalerweise muss das ein Politiker erst tun, wenn er einmal gewählt ist. Bei PPK ist das anders, er muss vorher zeigen, ob er hält, was er verspricht. Grossspurig hatte PPK angekündigt, dass er seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft – PPK ist Doppelbürger – aufgeben würde, um Präsident zu werden. Bisher hat er dies nicht getan.

Der Wahlkampf würde ihn so sehr in Anspruch nehmen, dass er keine Zeit habe, die entsprechenden Formulare auszufüllen, sagt der Kandidat, der wegen seiner Effizienz und seiner Honorigkeit als Wirtschaftsmanager gewählt werden möchte. Ob PPK noch vor dem 10. April die Zeit finden wird, die dementsprechenden Formulare aufzufüllen ? Davon könnte für ihn die Präsidentschaft abhängen. Den Peruanern ist nämlich in guter Erinnerung was ein Präsident mit Doppelbürgerschaft anrichten kann. Alberto Fujimori hatte sich 2000 ins Land seiner Eltern, nach Japan, abgesetzt. Dank seiner japanischen Staatsbürgerschaft hat ihn Japan nicht ausgeliefert.

Eine ist bisher recht unbeschädigt im Wahlkampf.  Die ewig lächelnde Keiko Fujimori, die Tochter des eben desselben Präsidenten. Aber zu Keiko mehr im nächsten Post.

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