vonDetlef Guertler 10.09.2010

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Für die Schweizer ist dieses Wort ein alter Hut. 2760 Treffer findet Google für Opfersymmetrie – fast ausschliesslich auf Schweizer Webseiten. Verwendet wird es in Haushaltsdebatten oder bei Vergleichsverhandlungen: Wenn Ausgaben gekürzt werden müssen, oder wenn Gläubiger auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten sollen, wenn Opfer gebracht werden müssen, dann soll es dabei gerecht zugehen.

Im Deutschdeutschen wird dieser Begriff hingegen überhaupt nicht verwendet. Hier wird eher verteilt und ausgeglichen: Es gibt den Lastenausgleich, der Verluste verteilt, oder den Finanzausgleich, der den Starken nimmt und den Schwachen gibt. Das mag als Begriff dann funktionieren, wenn tatsächlich eine Handlung beschrieben werden soll, die Lasten unter den Betroffenen verschiebt. Die Opfersymmetrie hingegen enthält keinen solchen Aktionsbezug, sondern tendiert ins Grundsätzliche. Das verbindet sie mit der in Deutschland (als Begriff) sehr verbreiteten Verteilungsgerechtigkeit.

Doch die Verteilungsgerechtigkeit hat einen entscheidenden Nachteil: Sie ist auf einem Auge blind. Sie geht nämlich grundsätzlich davon aus, dass es etwas zu verteilen gibt – was im Sprachgebrauch mit dem Verteilen von Erträgen verbunden ist, nicht mit dem Verteilen von Lasten. Angesichts der harten Zeiten, die noch vor uns liegen, kann es nichts schaden, sich langsam auch in Deutschland an einen Begriff wie Opfersymmetrie zu gewöhnen.

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