Vermutlich hat es Klaus Jarchow ja nicht so gemeint, als er in seinem Stilstand von den „doktrinären Betonfestungen des Ordo-Marxismus“ schrieb und Neues Deutschland, Junge Welt und Linkszeitung darunterlinkte. Vermutlich meinte er Ortho-Marxismus als Kurzform für einen orthodoxen Marxismus, was ja auch gut zum Doktrinären, zu Beton und zu Festung passt. Und natürlich auch zu jenen drei Medien.
Ordo-Marxismus (für den es sonst noch keinen einzigen Treffer gibt) müsste nämlich etwas anderes sein. Der Ordo-Liberalismus betont die Wichtigkeit einer ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenordnung für Kontrolle und Zähmung des Marktes, da ohne eine funktionierende Rahmenordnung Märkte zur Selbstzerstörung neigten. Was ja in jüngster Zeit von den globalen Finanzmärkten wieder trefflich bestätigt wurde.
Schon etwas länger her ist der Beweis, dass der Marxismus zur Selbstzerstörung neigt, wenn man ihm keine ordentliche Rahmenordnung verpasst. Der Ordomarxismus müsste sich deshalb mit der Frage beschäftigen, wie eine Rahmenordnung aussehen müsste, um eine marxistische Gesellschaft nachhaltig überlebensfähig zu machen. Diese Frage wird derzeit mangels Masse nicht gestellt, so wie sie früher, als es noch sich marxistisch nennende Gesellschaften gab, wegen fehlender Realisierungschancen auch nur selten gestellt wurde.
Hätte es in der Sowjetunion eine ordomarxistische Schule gegeben, Gorbatschow hätte eine Chance gehabt, das System umzubauen, ohne es gleich zu zerstören. Es gab sie nicht, vorbei. Aber so rasant, wie sich derzeit der Kapitalismus ideologisch und ökonomisch zerlegt, könnte es interessant werden, sich einmal auf ordomarxistische Wege zu begeben.