Gestern hörte ich ein fernes Maunzen, und als ich die Tür öffnete, sah ich die neugierige Katze im Treppenhaus, wie sie den Läufer betaschte. Kaum sah sie mich, lief sie flugs in meine Wohnung und schnupperte überall herum. Es stellte sich heraus, der Nachbarin Nummer Drei, die die Mittagsschicht hat, ist die Katze entkommen, nicht zum ersten Mal übrigens. Am liebsten läuft die Katze nach oben, ins Dachgeschoss, da wohnt jemand, der angeblich eine Katzenallergie hat. Das riecht sie wahrscheinlich. In den Hof traut sie sich noch nicht, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Die schüchterne Katze blieb derweil brav oben.
Ich fütterte die Katze mit salzlosem Käse, hinter dem Rücken meines Wohnis, der aus persönlichkeitsstrukturellen Gründen etwas gegen Haustiere hat, und brachte sie wieder nach oben. Dann musste ich zu Ikea enteilen, eine Vitrine zu kaufen. Nun sitze ich am Schreibtisch und lese die Los Angeles Times, so lange es sie noch gibt, und stelle fest, in den USA machen die Rassenbeziehungen rasante Fortschritte: Kalifornien hat sich bei den chinesischen Wanderarbeitern dafür entschuldigt, dass sie die Eisenbahnen bauen mussten und anschließend danklos aus dem Land geworfen wurden. Das ist zwar 150 Jahre her, aber besser spät als nie. Vor ein paar Wochen hat sich der Senat für die Sklaverei entschuldigt, die gab es immerhin seit 1607. Die einzigen, die immer noch auf eine Entschuldigung warten, sind die Indianer, aber ich bin sicher, das passiert noch zu meinen Lebzeiten.