vonJakob Hein 17.07.2011

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Eine europäische Hauptstadt in Trauer. Die Zeitungen des Landes berichten von nichts anderem. Der Verkehr bricht zusammen, weil ein 1,2 bis 2,4 Kilometer langer Kondukt durch die Stadt zieht. Und der Rest der Welt? Kleine Meldungen unter „Vermischtes“, nicht einmal die deutsche Presse berichtet. Dabei war der Verstorbene deutscher Staatsbürger. Und wann hatte ein deutscher Staatsbürger schon einmal das Glück, dass der ganze Heldenplatz voll ist von ihm zu Ehren versammelten Österreichern?
Der beinahe letzte Kaiser ist gestorben: Otto von Habsburg. Während es ihm zu Lebzeiten verboten war, in Österreich Politik zu machen, erhält er ein Begräbnis wie ein Kaiser: Aufbahrung im Wallfahrtsort Pöcking (übrigens gemeinsam mit seiner schon vor einem Jahr verstorbenen Frau), Überführung in die Kaisergruft der Kapuzinerkirche Wien, dort erneut Aufbahrung und dann Beisetzung, während seine „Herzurne“ noch weiterreisen muss, bevor sie in Ungarn in der Benedektinerabtei Pannonhalma beigesetzt wird.
Schon 3500 Leute haben sich im offiziellen Internet-Kondolenzbuch eingetragen.
So schreibt zum Beispiel Ingrid Grötsch: „Unsere herzlichste Anteilnahme zum Verlust dieses großen Europäers. Mein Vater bekam einst von Kaiserin Zita als sie noch Internatsschülerin in Zangberg (1906) war, ein Porzellanosterei, das in unserer Familie hoch geschätzt wird und uns in Verbundenheit mit dem Hause Habsburg-Lothringen sein lässt.“
Europäer? Was soll das? RegRat Ludwig Schmidt weist uns die Richtung, wenn er schreibt: „Ein edles Herz hat aufgehört zu schlagen.Wir verneigen uns in tiefer Ehrfurcht vor einem großen Österreicher und Europäer.Unser Mitgefühl gilt der Familie Habsburg -Lothringen.S.k.k.H [Seine kaiserlich-königlicher Hoheit – Anm. Reptilienfonds] möge in Frieden ruhen.“
Das ist doch die richtige Richtung! So schreibt auch Karl Rudolf Gerstl „Danke für das Quasi-Staatsbegräbnis für Otto von Österreich, einem Land, in dem die Sonne weiterhin nicht untergehen wird.“
Wichtig ist auch die Nennung des eigenen Titels beim Kondolieren. Wie HIRH/ME Gerhard I.v.Finnland-Prof.Dr.Dr.Graf Swars v.Seckenburg d.z.Hohenzollern u.Wittelsbach u.w.: „In Gedenken an so manches „Sachertreffen“ und unsere gemeinsame Ordensverleihung vor vielen Jahren in Buckingham-Palace übermittle ich meine und unsere familiäre Anteilnahme. Falls ich den Angehörigen in irgendeiner Weise helfen kann, mögen diese es mich wissen lassen.“ Gut, dass er das dazu schreibt, denn Otto ist ja im Moment indisponiert.
Und Christine Mucha-Schnitt schenkt uns Trost durch Ihre Gartenlaterne: „Eine Kerze zum Gedenken an diesen großen Erdenbürger der österr. Geschichte brennt in meiner Gartenlaterne! Sein Tod ist ein großer Verlust! Möge der Familie eine weitere Frage über die Finanzierung des Begräbnisses erspart bleiben! Ich schäme mich dafür – an Stelle der Fragenden. “
Rainer Gebhart stellt die bange Frage, ob nach dem Tod seiner kaiserlichen Hoheit überhaupt noch Denken möglich ist: „Bescheiden, so wie S.K.K.H. stets gelebt hat, gedenke ich in aller Stille. Es ist nicht zu sagen, was er nicht schon gesagt hat. Seine KKH war stets ein Zeichen für Werte, die uns, den Übrigen, verloren gegangen sind. Danke, dass es Sie gegeben hat. Die Welt in der wir Leben sei Ihr Vermächtnis.“
Nicht nur Trauer empfindet Familie Poss: „Schön zu Wissen, dass dieser große Mensch jetzt vereint ist mit seiner heiligmäßigen Familie bei Gott unserem Vater und für dieses unser Österreich Fürsprache hält.“
Und Heidi Baumgartner überzeugt uns schließlich mit ihrem Gedicht, dass es immer weitergehen wird, auch wenn der Imperativ vielleicht etwas despektierlich gegenüber SKKH ist:
„Otto! Treu in festen Banden steh’n zu Dir wir felsengleich!
Kehr‘ nun heim aus fremden Landen in ein glücklich‘ Österreich!
Dir, oh Kaiser, sei beschieden alter Ruhm und neues Glück,
BRING DEM VOLK DEN WAHREN FRIEDEN, KEHR‘ AUF HABSBURGS THRON ZURÜCK!“

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