vonHildegard Willer 10.05.2011

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(„Glaubt mir, ich würde nie für Keiko arbeiten, wenn sie keine Demokratin wäre. Der Beweis ist, dass ich nur für demokratische Präsidenten gearbeitet habe, wie Keikos Vater, Mubarak und Gaddafi“ – Karikatur von Carlín in „La República“)

Auch Peru hat seinen Plagiatsskandal: der nach Mario Vargas Llosa wohl berühmteste lebende Peruaner, der Wirtschaftswissenschaftler Hernán de Soto, soll von seinem Doktoranden Michael Coppedge abgeschrieben haben. Das behauptet Gustavo Gorriti, einer der bekanntesten investigativen Journalisten Perus.

Das Delikt geschah vor fast 20 Jahren. Der Verfasser der Bestseller „Der andere Weg“ und „Das Mysterium des Kapitals“ war damals Berater des frisch gewählten Präsidenten Alberto Fujimori. Dieser hatte keine Mehrheit im Kongress und löste das Parlament deshalb am 5. April 1992 kurzerhand auf. Eine Mehrheit der Peruaner fand diesen „autogolpe“ (Selbst-Putsch) damals nicht besonders schlimm, die Reaktionen aus dem Ausland fielen umso heftiger aus. Die Gemeinschaft der Amerikanischen Staaten (OAS) rügte die Selbstermächtigung Fujimoris und zitierte ihn auf die Versammlung der Außenminister auf die Bahamas. Dort las Fujimori minutenlang eine Diatribe gegen die „Partidocracia“, die zur Parteienklüngelei verkommene Demokratie, um die Auflösung des Parlaments zu rechtfertigen und kündigte eine verfassungsgebende Versammlung an. Geschrieben hatte ihm die Rede sein damaliger Chefberater Hernán de Soto. Der wiederum sagt, er habe ganz legal Aufträge für das Verfassen der Rede vergeben, u. a. auch an den Politikwissenschaftler Michael Coppedge.

Der heute an der Universität von Notre Dame in den USA lehrende Michael Coppedge bestreitet dies. Er habe zwar eine Auftragsstudie für de Soto gemacht, die Rede Fujimoris vor der OAS stamme aber nicht aus dieser Studie, sondern aus seiner Dissertation über das Parteiensystem in Venezuela. “ Es ist ein offensichtlichtes Plagiat“, sagt Coppedge heute gegenüber IDL-Reporteros. “ Am Schlimmsten ist, dass ich ausdrücklich gesagt hatte, dass der Fall Peru ganz anders gelagert ist als der Fall Venezuela“.

Nun würde dieses 20 Jahre alte Plagiat nicht plötzlich aus der Schublade gezogen, wenn es nicht im jetzigen Wahlkampf politische Brisanz entfalten könnte. Die Kandidatin Keiko Fujimori, Tochter eben dieses Alberto Fujimori, muss die bürgerliche Mitte von ihrem Programm überzeugen und hat deshalb Hernán de Soto als Chefberater für die Stichwahl angeheuert. Der verließ stante pede seinen momentanen Arbeitsort in der Mongolei, um dem Ruf Keikos zu folgen.

Hernan de Soto ist ein hoch geschätzter Berater in der Armutsbekämpfung. Er propagiert weltweit sein Allheilmittel gegen die Armut – nämlich, das illegale Land, auf dem die Armen wohnen, zu legalisieren und damit Kreditwürdigkeit zu erlangen – und wird von verschiedensten Regierungen beauftragt, Programme zur Armutsbekämpfung auszuarbeiten. Heikel ist er bei seinen Auftraggebern dabei nicht: bis vor kurzem gehörte auch der Lybier Gaddafi zu seinen Klienten.

Gustavo Gorriti wiederum hat als erster die korrupten Machenschaften des Fujimori-Regimes aufgedeckt, wurde deswegen kurze Zeit entführt und musste in den 90er Jahren ins Exil gehen. Vor zwei Jahren führte seine Aussage vor Gericht mit zur Verurteilung von Alberto Fujimori, der heute eine 25-jährige Haftstrafe absitzt. Heute macht Gorriti offen Werbung für Keiko Fujimoris Konkurrenten um die Präsidentschaft, Ollanta Humala.

Das angebliche Plagiat de Sotos wird wohl eine Fußnote im peruanischen Wahlkampf bleiben. Im Gegensatz zu Deutschland stürzt man mit einem Abschreibe-Skandal hier keine Minister und kratzt kaum am Image eines weltberühmten Wirtschaftswissenschaftlers. Der möchte seine Armutsrezeptur „Titulierung“ auch für die Terrorismusbekämpfung anbieten: Bin Laden konnte nur geschnappt werden, so Hernán de Soto kürzlich im peruanischen Fernsehen, weil er in einem offiziell registrierten Haus gewohnt habe und nicht in einer nicht titulierten Höhle.

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