vonFalk Madeja 11.12.2008

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

ING Bank schluckt die PostbankJedenfalls in den Niederlanden. Ich war einige Jahre Kunde der niederländischen Postbank. Eine prima No-Nosensbank, für mich war die Filiale der niederländischen Post im Koniginnenweg in Amsterdam Alt-Süd Anlaufpunkt. O.k., die Filiale war nicht größer als zu DDR-Zeiten eine der beiden der Rostocker Sparkasse in Lütten-Klein – und anstehen war auch angesagt (nur nicht so lang natürlich wie zu DDR-Zeiten). Wie oft habe ich eine Warte-Nummer gezogen!

Man konnte in der Postfiliale in Amsterdam alles bekommen: Briefmarken, eine Streifenkarte für den gesamten niederländischen Nahverkehr… das gesamte Programm eines Landes. Wie viele Leute habe ich gesehen, die noch schnell ihre Telefon-Rechnung bar in dieser Filiale bezahlt haben, bevor das Telefon abgeklemmt war? Oder eine Überweisung an ihre Angehörigen in der Türkei oder Polen tätigten? Ein Paket aufgaben?

Die Postbank, ich bin eh schon lange kein Kunde mehr, wird so nach und nach gekillt. Denn der Eigentümer ING Bank zieht die Operation gnadenlos durch. Die 2600 Geldautomaten der Postbank – Markenfarbe Blau – sind in den vergangenen Monaten in die Markenfarbe Orange der ING getauscht worden. Jedes Mal, wenn ich wieder im Land bin, sehe ich einen ausgetauschten Automaten, etwa bei Albert Heijn, Amstelveense Weg (Amsterdam Alt-Süd) im Supermarkt oder am vergangenen Wochenende auf dem Bahnhof Naarden-Bussem.

Es handelt sich um eine gigantische Operation. In den Niederlanden gibt es keine Sparkassen wie in Deutschland, dadurch viel weniger Banken und so haben die großen Banken verhältnismässig viele Kunden. Die Postbank in den Niederlanden scheint acht Millionen Konten zu haben, die Konto-Inhaber bekommen dieser Tage jetzt Briefe. Klar, einige Leute haben mehrere Konten, aber immerhin müssen nun täglich 51.000 neue EC-Karten gefertigt werden. Es wird keinen “Big Bang” geben, die Umtausch-Aktion wird im gesamten Jahr 2009 stattfinden. Sonst würden an einem Tag ein paar Millionen Niederländer hinter dem Computer internetbankieren – und alles würde zusammenbrechen.

Die Operation birgt für die ING Bank auch Risiko. Einige 100.000 Kunden werden wohl den Übergang von Postbank zu ING Bank nicht mitmachen.

Das ist vielleicht für Leute interessant, die sich fragen, wie das im kommenden Jahr sein wird, wenn die Commerzbank in Deutschland die Dresdner Bank und irgendwann die Deutsche Bank die deutsche Postbank übernimmt…

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/postbank_-_eine_marke_soll_verschwinden/

aktuell auf taz.de

kommentare