vonLeisz Shernhart 13.08.2021

Poetik des Postfaktischen

Zu viel Form für zu wenig Inhalt: Zur Rolle des Kulturschaffenden in der postfaktischen Gesellschaft. Betrachtungen ohne abschließende Bewertung.

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Betrachten wir einmal, was aus dem latenten Lyriker wohl geworden wäre, wenn er den Weg des Bürgerlichen für sich gewählt haben würde:

Er hätte studieren sollen, Betriebswirtschaftslehre oder Jurisprudenz. Leisten hätte er es sich können, seine Eltern hätten ihn finanziert. Wo, wäre ihm wohl freigestanden. In ein WG Zimmer wäre er gezogen, hätte sich an der Fakultät eingeschrieben. Mittags hätte er in der Mensa gegessen, am Abend an der Bar. Seine Freundin hätte er am Institut kennengelernt. Sie arbeitet da.  In seiner Freizeit wäre er zum Training gegangen, samstags zum Pokal. Zur Bad Taste Party an Sylvester hätte jeder einen anderen Salat beigesteuert. Man hätte sich im Vorfeld abgesprochen. Ein Aufenthalt in P. hätte ihn retrospektiv enorm weitergebracht – ein Praktikum im Ausland! Wohl hätte ihn zwar sein Mädchen verlassen, das nächste sich doch schnell gefunden. Einen Abschluss hätte er in der Tasche gehabt, einen Wagen und ein Auskommen! Am Ende wäre nichts übrig gewesen.

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