„Sind die Islamisten verschwunden?“ fragt heute Olivier Roy in der WELT. Weder jüngst in Tunesien noch aktuell in Ägypten spielen islamistische Organisationen eine Rolle in der Protestbewegung. Roys Antwort auf Roys Frage:
„Nein. Aber in Nordafrika jedenfalls sind die meisten von ihnen Demokraten geworden. Sicher gibt es Randgruppen, die dem Weg des nomadischen globalen Dschihad folgen und durch die Sahelzone auf der Suche nach Geiseln streifen. In der Bevölkerung aber finden sie keine Unterstützung. Deshalb sind sie ja in die Wüste gegangen.“
Oder, so der französische Politologe, in den Westen:
„Der Terrorismus und die utopische Endzeitstimmung, deren Zeugen wir in den letzten Jahren gewesen sind, stammen nicht aus den real existierenden Gesellschaften des Nahen Ostens. Es gibt mehr radikale Muslime im Westen als dort. Freilich variiert das Bild von Land zu Land. Die postislamistische Generation ist in Nordafrika sichtbarer als in Ägypten oder dem Jemen, ganz zu schweigen von Pakistan, einem Staat am Rand des Zusammenbruchs. Aber überall im arabischen Nahen und Mittleren Osten gilt: Die Generation, die den Protest gegen die Diktatur anführt, trägt keine islamistischen Züge.“
Klingt plausibel. Der Begriff „postislamistische Generation“ trifft anscheinend ganz gut die Protestierenden von heute. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn sich für das, was gerade in der arabischen Welt passiert, nicht der Begriff „Postislamismus“ durchsetzen würde, sondern – Demokratie.