Nach den Prügeleien in den Bädern wollen die Bäderbetriebe nun prüfen, ob die Räumungsstrategie die sinnvollste war. Auf jeden Fall sei sie zunächst die erfolgreichste gewesen, weil niemand verletzt worden sei, sagte Sprecher Matthias Oloew am Samstag. Laut Oloew räumten die Sicherheitskräfte in diesem Jahr erstmals Bäder. „Wir wollen jetzt in Gesprächen mit dem Sicherheitspersonal und der Polizei herausfinden, ob die Räumungen der Weisheit letzter Schluss waren“, sagte Oloew.
Schlägereien in Bädern seien vor allem an heißen Tagen ein Problem im ganzen Stadtgebiet, betonte Oloew.
„Auch in Wilmersdorf haben sich schon junge Leute geprügelt.“ Vor einigen Jahren habe es dort eine Auseinandersetzung zwischen Zuwanderern aus der Mittelschicht gegeben. „Auch die kriegen sich in die Haare“, sagte Oloew. In einem Pankower Bad seien ebenfalls vor einigen Jahren Jugendliche aneinandergeraten. Damals kämpften Weddinger gegen Pankower Jugendliche.
„Die Bevölkerung lebt normalerweise offenbar in Parallelgesellschaften“, sagte der Sprecher. In Freibädern kämen im Sommer plötzlich Menschen zusammen, die unterschiedliche Auffassungen darüber hätten, wie man sich zu verhalten habe.
Darauf hat auch der Berliner Gesundheitspsychologe Peter Walschburger kürzlich in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa hingewiesen. In Großstädten komme es an heißen Tagen eher zu einer gereizten Stimmung und Aggressionen als in dünner besiedelten Regionen, erklärte er. Das großstädtische Leben sei zwar aufregender, doch die Menschen lebten auch anonymer und dichter zusammen. Es gebe mehr Verkehr, Zeitdruck und frustrierende Barrieren, die den eigenen Handlungszielen im Weg stünden. In Kombination mit Hitze, die den eigenen Körper stark beanspruche und ohnehin schon für eine gereizte Stimmung sorge, könne das Großstadtleben zu Aggressionen führen.
Die andauernde Hitze reizt in Berlin auch außerhalb der Bäder die Gemüter: In Steglitz attackierten am Freitagabend 50 Personen zwei Zivilpolizisten. (dpa/si)