Der verregnete Juli sorgte in Berlin für weniger Badegästen in den Freibädern als im Vorjahr. In Kanada war es währenddessen zwar meist um die 30 Grad warm und oft sonnig (ausser im Nord-Westen Kanadas und in den Rocky Mountains), trotzdem hatte ich wahrscheinlich ebenso wenig Gelegenheit zum Schwimmen wie die PrinzenbadlerInnen im kalten Berlin.
In Kanada existiert Wasser eher in Form von beeindruckenden Gletschern, sehr tiefen und kalten Seen mit gefährlichen Stromschnellen, reissenden Bächen und Flüssen, die an Abenteuer erinnern oder in Form von gewaltigen herabstürzenden Wasserfällen. Wasser in seinen Erscheinungsformen, die mich nicht wirklich zum Schwimmen einladen.
Einige fanziniernde Schwimmbäder gibt es in Kanada aber durchaus. In Vancouver im Stadtteil Kitsilano gibt es ein Freibad ganz nach meinem Geschmack: Der Kitsilano Pool mit spektakulärer Aussicht auf den Kits Beach, die English Bay und den Stanley Park. Mit seinen 137-Meter-Bahnen, ist er der größte Meerwasser-Aussenpool Kanadas und auch einer der größten weltweit. Da mußte ich natürlich hin und ein bißchen Probeschwimmen.
Grossartig ist es, im beheizten Meerwasser eine so lange Bahn zu durchkraulen, ohne eine Wende machen zu müssen. Der Blick während des Schwimmens auf Vancouvers West-End-Skyline und auf die Berge ist gewaltig. Am Beckenrand steht ein Einkaufswagen mit allerlei Schwimmutensilien wie z.B. Pull-Bouys, Schwimmbrettern etc., die sich jede/r für das eigene Training einfach ausleihen kann. Tolle Idee. Die SchwimmerInnen werden mittels eines Markierungsstreifens ovalförmig durchs Becken geführt, so dass eine Art Schwimmen im Kreis bzw. Oval ohne gegenseitige Behinderung möglich ist. Bestechend einfach und selbsterklärend. Eine gute Idee ist auch die Aufforderung mittels Schild im Duschbereich, die Duschdauer zu begrenzen, wenn sich eine Warteschlange gebildet hat. Das würde ich mir an so manchen Tagen auch im Prinzenbad wünschen. Denn es gibt immer wieder Frauen, die glauben, sie müßten ihre gesamten wöchentlichen Reinigungsrituale vor einem wartenden und zunehmend genervten Publikum absolvieren. Ja, klar wird das Rasieren im Duschbereich auch in Deutschland untersagt. Aber nur wenige halten sich daran. Die kanadischen SchwimmerInnen scheinen sich sowieso mehr und disziplinierter an Regeln zu halten. Zumindest sind das meine Beobachtungen in den diversen Schwimmbädern sowohl in West- als auch in Ostkandada.
Die Athmosphäre im Kitsilano Pool ist ähnlich der im Prinzenbad. In den Umkleidekabinen wird über das frühe Saisonende im September debattiert bzw. lamentiert. Allerdings schon im Juli, im Prinzenbad beginnen wir ja erst im August damit. „Und scheußlich ist das Bahnenziehen an heissen Tagen während der Schulferien“, erzählten mir meine Mitschwimmerinnen in der Umkleidekabine des Kitsilano Pools. Na, die kennen die Berliner Freibäder noch nicht.
Geöffnet hat das Meerwasser-Schwimmbad von Mai bis Mitte September. Der Eintritt kostet 5.95 $ (ca. 3.10 Euro), Jugendliche und Senioren zahlen 4.15 $ (ca. 3.05 Euro), Kinder 2.95 $ (2.20 Euro).
Und Achtung: Eine 3-Monatskarte kostet 125 $ (also CA. 92.60 Euro), für Jugendliche und Senioren 87 $ (ca. 64.45 Euro). Kinder zahlen 62 $ (ca. 45.93 Euro).
Na, das sind Saison-Eintrittpreise, was?! Da träumen wir PrinzenbadlerInnen nur von! Wir zahlen 160 Euro für drei Monate (falls ich das mit dem Dreisatz noch richtig beherrsche).
Zu erwähnen bleibt noch, dass das Kitsilano-Freibad ausgesprochen sauber ist.
Ach so … und weit oben über dem Schwimmbecken zieht eine schöne Windschwimmerin ihre Bahnen. Sie ist zugleich Windrad und Symbol für das Freibad in Kitsilano.
Alle Fotos: ©Sigrid Deitelhoff
Kitsilano Pool and Beach Area in Vancouver, Canada (Video auf Youtube von clapsie: Hochgeladen am Hochgeladen am 29.08.2006)
… der pool kann locker getoppt werden, wenn man’s richtig macht (und die Becken kein Wasser verlieren 😉 … und die Aussicht, naja, erstens ist die ja manchmal gar nicht mal so schlecht (in Nordamerika werden vor lauter Raum und Weite die Menschen manchmal nicht mehr gesehen, in Europa eher umgekehrt ) – zweitens, wenn man Objekte wie das Brandenburger Tor oder ähnlich grosse Gebäude auch mit Werbeträgern verkleiden kann oder alte Stadtschlösser visuelle simulieren kann, dannn wird man doch einen simplen Meeresanblick in den Bädern hinkriegen – oder wie wär’s denn mit „cloud projection“ oder sowas, getreu dem Motto: „Berlin is eene Wolke, und ick bin midden drin!“ … * 🙂
[* aus der Operette „Frau Luna“, Berlin 1899, Paul Lincke:
“ … Berlin! Hör‘ ich den Namen bloß, da muss vergnügt ich lachen!
Wie kann man da für wenig Moos den dicken Wilhelm machen!
Das ist die Berliner Luft Luft Luft, so mit ihrem holden Duft Duft Duft,
wo nur selten was verpufft pufft pufft, in dem Duft Duft Duft … “ ]