vonSigrid Deitelhoff 21.08.2011

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Es gibt Tage, da ist alles anders als sonst.

Unsere Zeitungsverkäuferin sitzt nicht vor dem Prinzenbad-Einlass. Ich betrete das Schwimmbad und gehe in den geöffneten Umkleidebereich auf der rechten Seite. Ich denke noch darüber nach, dass heute eigentlich die linken Umkleidekabinen geöffnet sein müßten. Es wird ja jeden Tag die Seite gewechselt. Der Bereich, der dran wäre, ist also gesperrt. Der geöffnete Umkleidebereich wurde aber anscheinend erst vor kurzer Zeit vollständig unter Wasser gesetzt. Der Boden ist klitschnass, die Wände auch, die Umkleide-Kabinen inklusive der dort installierten Sitzbänke ebenso. Die Umkleideschränke sind auch von innen nass und wir überlegen, ob wir es wagen sollen, unsere Kleidung in die Schränke zu hängen.

 

Auf meinem Weg zum Schwimmbecken begegne ich keinen anderen Stammgästen. Normalerweise halten die PrinzenbadlerInnen das eine oder andere kleinere Pläuschchen, bis sie zum Beckenrand gelangen. Kein Winken, kein Grüssen. Nichts.

 

Nach dem Schwimmen sitze ich auf der Cafeteria-Terrasse. Hier sind auch keine Stammgäste, sondern alles nur Badegäste, die ich noch nie im Prinzenbad gesehen habe. Ich schaue mehrmals auf die Uhr, um festzustellen, ob ich zu früh oder zu spät im Prinzenbad bin und somit alle mir bekannten Stammgäste verpaßt habe. Dem ist aber nicht so. Die Uhr zeigt meine ganz gewöhnliche Schwimmbad-Zeit an.

 

Neben dem Sportbecken steht ein ARD-Kamera-Team. Was die filmen wollen und zu welchem Zweck, wissen Dagmar und Matze vom Prinzenbad-Cafe auch nicht.

 

Beim Verlassen des Freibads, stellt sich ein junger Mann mir in den Weg und fragt, ob das hier das Prinzenbad sei. Er befürchte, er hätte sich verfahren und stände nun vor dem Columbiabad, wo er aber gar nicht hin wolle. Ich zeige auf das Schild „Sommerbad Kreuzberg“ und zauber damit ein nettes Lächeln auf das junge Gesicht. Ich schaue auch noch mal vorsichtshalber auf das Freibad-Schild. Ja, ich war im Prinzenbad, was manchmal ganz anders ist als sonst. Zumindest ist aber die Zeitungsverkäuferin inzwischen vor dem Eingang aufgetaucht. Sie hebt die Hand und wünscht mir mit Nachdruck für den restlichen Tag viel Spaß – so wie sie das jeden Tag macht.

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