Was machen die PrinzenbadlerInnen in der Wintersaison – ausser Joggen, Meditieren, Yoga oder TaiChi zu praktizieren? Einige der Stammgäste sind im Winter sogar auf Skiern unterwegs. Brrr! Nichts liegt vielen von uns ferner als eine Sportart auf gefrorenem Eis – auch wenn Schnee und Eis letztendlich Wasser sind.
Trotzdem: Ein Hallenbadbesuch finde ich da einladender. Muss ja auch nicht immer nur zum Schwimmen sein. Das haben einige von uns am Wochenende im Stadtbad Neukölln schon mal ausprobiert.
Dort wurde die Unterwasseroper AquAria_PALAOA „Das Alter der Welt“ aufgeführt. Ja, um es vorweg zu nehmen: Bei dieser faszinierenden Verbindung von Wasser und Gesang wird auch unter Wasser gesungen. Aber auch der Gesang ausserhalb des Wassers in dieser wunderschönen Jugendstil-Schwimmhalle, die wie eine fünfschiffige Basilika gebaut ist, war überzeugend.
Thema der Unterwasseroper (und damit eigentlich auch Umwelt-Oper) ist die Zerstörung der polaren Ökosysteme. Vor Beginn der Darbietung erzählen uns Wissenschaftler der Neumayer Station III des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung mittels Film und aufgezeichneter Telefonschaltung, was sie tagtäglich im Eis erforschen. Die Gesänge der Weddellrobben in der Antarktis erreichen uns als musikalische Nachricht aus einer durchaus menschfeindlichen Umwelt. Der Chor der jungen und der alten Robben – sie alle kommunizieren singend miteinander und sichern damit ihr Überleben.
Die Sängerin Claudia Herr, gekleidet in einem märchenhaften Gewand, ausgerüstet mit einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken, schreitet zunächst am Beckenrand entlang, bevor sie mit einem gekonnten Köpper, der sie als Schwimmsportlerin enttarnt, ins Wasser springt. Mit anschließenden Delphinbewegungen gleitet sie durchs Schwimmbecken. In Wasser getauchte Hydrophone nehmen ihren Gesang auf und geben ihn sphärisch an uns weiter. Die Aufmerksamkeit des Publikums im Stadtbad Neukölln ist hochkonzentiert. Oberhalb des Wasser werden unterdessen in schneller Folge die sich verändernden polaren Schnee- und Wolkenlandschaften an die Schwimmbaddecke projiziert.
Der Gesang von echten Weddellrobben und Unterwasserklänge aus der Antarktis, die die Wissenschaftler für Polar- und Meeresforschung aufgezeichnet haben, werden eingespielt. Das Knacken von Eis ist ebenso zu hören wie die mystischen Töne, die bis heute von der Wissenschaft nicht zugeordnet werden können.
Das Thema der Oper ist interessant und hochaktuell und stellt in der Verbindung und Realisierung mit Wasser und dem Ort „Schwimmbad“ ein Crossover, eine gelungene Performance dar. Besonders fazinierend ist der Unterwassergesang. Claudia Herr, ehemalige Leistungsschwimmerin, erzählt, dass sie 1998 zum ersten Mal im Neuköllner Stadtbad war. „Ich konnte nicht richtig schnell meine Bahnen schwimmen, weil das Becken zu klein ist…. Aber die Atmosphäre hat mich inspiriert“ (Berliner Morgenpost vom 19.4.2011). Claudia Herr verrät, dass es Kondition und somit stetiges Üben erfordere, unter Wasser zu singen, da der Wasserdruck den Körper belaste.
Das Üben hat sich gelohnt!
UnterwasserOper AquAria_PALAOA – Das Alter der Welt
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Idee und Leitung: Claudia Herr
Bio-Physiker und Ozeanakustiker: Dr. Lars Kindermann
Komposition und Einstudierung: Susanne Stelzenbach
Nächster Aufführungs-Termin der Unterwasseroper AquAria_PALAOA: 17.9.2011 (weitere Informationen)
… dem Wasser des Lebens führt in die Welt unter Wasser
Wir sinken tiefer hinab,
wir steigen weiter hinauf.
Ich taue dir entgegen,
Du Wasser meines Lebens.
Wir sinken ins Leben,
wir steigen ins Grab
Ich taue dir entgegen,
Du Wasser meines Lebens