Bei diesen Temperaturen kommen Gäste in die Freibäder, die nicht wirklich zu der Gruppe der Sport- oder Stammschwimmerinnen gehören. Das ist trotz aller Nachteile im Becken durchaus interessant, z.B. im Hinblick auf die verschiedenen Duschtypen. Die meisten StammschwimmerInnen sprinten nicht nur sportlich durchs Becken, sondern auch unter die Dusche. Das Duschen, Abtrocknen und das Anziehen der Kleidung geht routiniert vor sich. Ruckzuck mit effektiven, nicht mehr als nur den nötigen Bewegungen – fast schon eine minimalistische Bewegungsabfolge.
Diese Gruppe trifft nun in der Hochsommer-Saison auf andere Duschtypen:
Da gibt es zum Beispiel die Gruppe der „Ich brauche alle Handtuch-Haken“. Diese Schwimmerinnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie fast ihren gesamten Hausstand mit ins Bad und meistens auch mit in den Duschbereich nehmen. Sie belegen einen Haken für den Bademantel, einen für das Handtuch, einen für die Kosmetiktüte, für den Badeanzug, die Badekappe, Schwimmbrille und einen für den Rucksack, weil sie meistens auch noch ihr Spind-Schloss vergessen haben. Folglich auch noch einen Haken für die Hose, T-Shirt …. Ich denke, ich kann mit der Auflistung für diesen Typ aufhören… Die Anzahl der Handtuch-Haken reicht schon allein für eine dieser Schwimmerinnen nicht aus…
Dann gibt es die Umstandskrämerinnen. Kein Handtuchhaken ist gut genug. Die Umstandskämerinnen sind oft auch gleichzeitig Bedenkenträgerinnen. Sie stellen für die anderen Duschtypen eine anstrengende Gruppe dar. Die Duschutensilien werden immer wieder woanders hingehängt, natürlich nur nach eingehender Bedenkzeit. Die Seifendose steht meistens auch nicht sofort auf dem richtigen Platz. Die anderen Gäste in der Dusche stehen ihnen sowieso immer im Weg. Der Haken für das Handtuch sollte ausserdem schon 10 Zentimeter näher an der Dusche hängen. Sobald das möglich ist, wird das Duschen unterbrochen und das Umhängen des Handtuchs erstmal erledigt, bevor dieser Duschtyp sich weiter einseift. Da muss ich dann immer ganz schnell wegsehen, sonst werde ich super ungeduldig und ganz wirr im Kopf.
Lustig ist die Gruppe „Das ist meine Dusche“. Hier handelt es sich nicht etwa um Stammschwimmerinnen, die eine der Duschen zu ihrer Lieblingsdusche erklärt haben, weil sie im Laufe der Schlechtwetter-Monate herausgefunden haben, welche der Duschen besonders warm ist oder lange läuft etc. Nein, der Duschtyp „Das ist meine Dusche“ hat aus Prinzip eine eigene Dusche. Diese Gäste waren kaum zweimal im Prinzenbad, aber schon beanspruchen sie eine Dusche als die Ihrige. Genau die und nur die müssen sie dann benutzen, selbst wenn eine andere frei ist.
Harmlos sind die Duschtypen „Ich habe mein Schampoo vergessen“ oder „Kannst Du mir mal den Rücken eincremen“. Gerade GutwetterbadlerInnen vergessen öfter ihre Schwimmutensilien. Das ist nicht verwunderlich, schließlich haben sie keine Schwimmbad-Routine. Nun gut, es gibt natürlich auch die, die sich immer alles zusammen leihen oder über diesen Trick versuchen, mit einer anderen Prinzenbadlerin in Kontakt zu kommen.
Die Dusch-Event-Typen sind da schon nerviger. Diesen Typen geht es nicht um das Schwimmen oder spätere Duschen. Nein, sie stehen mindestens zu zweit im Duschbereich herum, blockieren die Duschen und reden, reden, reden. Das Duschen ist eine Nebensache. Meistens schwimmen sie vorher auch in Grüppchen in reger Unterhaltung durchs Becken und blockieren 3 Bahnen gleichzeitig. Lästig wird dieser Duschtyp, wenn er ausserdem noch zur Gruppe der „Was unter uns bleiben muss“ gehört. Brüll-laut werden da die intimsten Geheimnisse im Duschraum ausgetauscht.
Dann gibt es noch die „Ton in Ton“-Duschtypen. Nein, damit sind nicht die Sängerinnen unter uns gemeint, sondern die Schwimmerinnen, die eine bestimmte Farbe bevorzugen. Der Farbton des Badeanzugs paßt zum Handtuch, zu den Badelatschen und manchmal sogar zur Farbe des Duschzeugs oder der Haare. Z.B. alles in Pink …
Viel „Freude“ bereitet der Duschtyp „Mir stehen alle Türen offen“. Diese Duschtypen betreten den Duschraum wie eine Theater-Bühne und lassen die Tür nach draussen sperrangelweit aufstehen. Selbstbewußt durchschreiten sie den Raum für ihren grossen Auftritt. Dass der Beifall ausbleibt, nehmen sie in Kauf. Wahrscheinlich üben sie nur für die nächste Opern-Premiere auf der Seebühne am Wannsee …
Persönlich finde ich die Polit-Talkerinnen anstrengend. Am frühen Morgen, noch vor dem ersten Kaffee über die neusten politische Entwicklungen zugetextet zu werden mit dem Ratschlag, „dass sich die taz da mal um dieses Thema kümmern sollte“, ist mega-anstrengend. Da finde ich die pubertierenden Kicher-Duscherinnen noch erholsamer. Oder auch die Langzeitduscherinnen. Letztere finde ich schon ein bißchen faszinierend. Es gibt Duscherinnen, die sehe ich eigentlich gar nicht im Becken, sondern eigentlich immer nur unter der Dusche – vor meinen 1000 Metern Kraul und auch danach… Ob sie überhaupt die Dusche bis zum nächsten Morgen verlassen, bleibt fraglich. Problematisch wird diese Duschgruppe nur in Kombination mit dem Duschtyp „Ich muss jetzt stundenlang meine Beine rasieren, auch wenn sich eine lange Schlange vor meiner Dusche gebildet hat“.
Es gibt auch Duschtypen, die gehören gleich zu mehreren Gruppierungen. Da ist Kino nichts dagegen … Umstandskrämerinnen, die ständig ihr Schampoo vergessen haben, auf IHRER Dusche bestehen, dort lange bleiben, weil sie sich stundenlang die Beine rasieren wollen und sich dabei brüll-laut durch den ganzen Duschraum mit ihrer besten Freundin über intimste Dinge unterhalten müssen … Farbton in Farbton.
Gibt es nicht? Und ob! Aber rasieren sollten sich diese Duschtypen bitte nur an Regentagen! Da ist das Prinzenbad nämlich leerer.