vonSigrid Deitelhoff 22.08.2013

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

Mehr über diesen Blog

Bad-Hopping: Sommerbad Neukölln
Prinzenbad oder Columbiabad. Das ist wie mit dem „Tip“ und der „Zitty“. Die einen favorisieren seit den 80ziger Jahren das eine und verteufeln das andere Stadtmagazin – Und umgekehrt. Ebenso verhält es es sich mit den beiden Bädern, die gar nicht so weit voneinander entfernt liegen.

 

Egal, ob es um die Sauberkeit, den Rasen, die Becken oder um andere Bad-Befindlichkeiten geht: Ständig werden diese beiden Freibäder von ihren jeweiligen Fans miteinander in Konkurrenz gesetzt. Und wir PrinzenbadlerInnen haben sicherlich auch keinen unverstellten Blick auf das Columbiabad und damit kein objektives Urteilungsvermögen. Das sei vorausgeschickt.

 

Trotzdem wollten wir auf unserer PrinzessInnen-Tour dieses Schwimmbad nicht aussparen. Wir haben uns auf den Bad-Hopping-Weg gemacht, unsere freibaderprobte Schwimmbrille und uns selbst in das Becken getaucht und dieses Sommerbad unter den verschiedenen Aspekten näher in Augenschein genommen – wie üblich für unsere Schwimmbadcheck-Serie.

P1100085
Columbiabad: Eingangsbereich / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Zuerst der Faktencheck!

Das Columbiabad, oft auch liebevoll Culle genannt, heißt offiziell Sommerbad Neukölln und liegt am Columbiadamm. Es besitzt ein 50-Meter-Becken mit einer Sprunganlage, einem 1-Meter und einem 3-Meter Sprungbrett sowie einer 5-Meter und 10-Meter Plattform. Die 83 Meter lange Rutsche des Mehrzweckbeckens ist ein Highlight. Darüberhinaus gibt es noch ein Babybecken, eine Rutsche für Kleinkinder, Liegewiesen und einen Kinderspielplatz. In diesem Jahr ist das Bad bis zum 1. September täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet.

 

Das Sommerbad Neukölln ist mit dem Signet „Berlin barrierefrei“ ausgezeichnet: Vorhanden sind eine Behindertenumkleidekabine mit Dusche/WC und ein Wasserrollstuhl. Im Mehrzweckbecken geht es an einer Seite flach ins Wasser. Dieses Becken ist also rollstuhlgerecht. Allerdings gibt es keine Behindertenparkplätze in der Nähe des Sommerbads.

 

P1100088
Umkleidebereich / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Durch die Schwimmbrille der PrinzessInnen …
Wir waren an einem Sonntag morgen gleich nach dem Einlass um 8 Uhr im Bad. Leider ist der Schrankbereich nicht einsehbar, so dass wir gezwungen waren, für unsere Wertsachen einen extra Safe zu mieten. Ausserdem können im Frauenbereich nicht eigene Schrank-Schlösser verwendet werden. Also, wer die Schränke benutzen will, sollte ein Euro-Geldstück dabei haben. Eventuell noch einen weiteren Euro für einen Wertsachen-Safe. Im Umkleidebereich der Männer gibt es einige Schränke, die mit eigenen Schlössern benutzt werden können.

 

P1100086
Frauen-Umkleidekabinen / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Den Umkleidebereich fanden wir sehr dreckig: Die Schränke waren von innen schmutzig und der kleine Spiegel unter dem Föhn verschmiert, der Blick in den Umkleidekabinen nach oben gruselig. Überall hingen Staubmäuse herunter. Das ist verwunderlich, da wir die ersten Badegäste an dem Tag waren. Vielleicht fehlt hier einfach mal eine Grundreinigung?

 

Überaus unterirdisch ist der Duschbereich! Es gibt nur eine Duschsäule in der Mitte eines kargen Raums mit 4  Duschköpfen, die im Kreis um die Säule herum gruppiert sind. Es war zugig im Duschraum und das Wasser war sehr kalt.

 

P1100170
Frauenduschbereich / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

 

Spassfaktor?
Der Spassfaktor ist hier zweifelsohne der 10-Meter-Turm, aber auch die sehr lange Wasser-Rutsche.

 

Interessant ist …!
Es gibt einige „verwunschene“ Stellen im Bad. Die sind schön anzuschauen. Darüber hinaus scheint die Wiesenfläche nicht an einem Stück zu sein. Die verschiedenen Rasenbereiche könnten für Badbesucher mit unterschiedlichem Freizeitverhalten durchaus praktisch sein (z.B. Knutschen im hinteren, Familien im vorderen Teil). In unmittelbaren Nähe des Freibads befindet sich die Hasenheide und das Tempelhofer Feld. Wahrscheinlich auch keine schlechte Idee, sich nach einem Lauftraining im Bad abzukühlen.

 

P1100097
„Verwunschene“ Orte im Columbiabad / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Was gibt es noch Interessantes im Sommerbad Neukölln? Besonders erwähnenswert ist das Projekt „Bleib cool am Pool“– ein Präventionsprojekt, das Konfliktlotsen ausbildet.

 

Und ausserdem: Der Scube-Park ist vor zwei Jahren auf das Gelände des Columbiabads gezogen. Die 3×3 Meter großen Holzwürfel wurden hier aufgebaut. Die Schlafboxen können für Übernachtungen gemietet werden.

 

 

Kulinarisches?
Um es gleich zu sagen, die Cafeteria im Columbiabad scheint nur dann zu öffnen, wenn es den Pächtern gerade mal passt. „Wenn die keine Lust haben, wird auch gar nicht geöffnet“, wurde uns von einem Badegast mitgeteilt, den wir nach den Öffnungszeiten fragten, weil wir sie nirgendwo entdecken konnten. Wir mußten bis nach 10 Uhr warten, bis  wir dort frühstücken konnten.

 

Wir standen vor der Verkaufstheke und dachten alle gleichzeitig: „Was sind wir verwöhnt von der Prinzenbad-Cafeteria!“ Liebevoll zubereitete Speisen wie belegte Brötchen – garniert mit Salat, Oliven, Tomaten -, selbstgemachte Suppen mit und ohne Fleisch, selbstgebackene Kuchen sind wir vom Prinzenbad gewöhnt  –  werden hier aber nicht angeboten.

 

Gut, der Vergleich ist auch nicht ganz fair. Die Prinzenbad-Cafeteria ist aussergewöhnlich gut, das sagen sogar die FremdschwimmerInnen. Wir haben bei all unseren Bad-Hopping Besuchen auch kein vergleichbares Angebot gefunden – auch nicht in Schwimmbädern anderer Städte, nicht in Canada, nicht in der Schweiz.

Und auch die Prinzenbad-Pommes sind laut eines Berliner Morgenpost-Vergleichs die besten Freibad-Fritten. Hier im Columbiabad gibt es fast ausschließlich Currywurst, Pommes, Coca Cola und ähnliches. Auf die bestellten Baguettes mußten wir lange warten. Immer wieder wurden wir mit einem „Sind in Arbeit“ vertröstet. Als wir sie dann endlich bekamen, schmeckten sie aber gut.

 

P1100090
Geschlossene Cafeteria / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

 

Verkehrsanbindung?
Die Verkehrsanbindung ist okay. Mit dem Bus 104, dem Auto oder Fahrrad ist das Freibad gut zu erreichen. Auch die U8 Boddinstraße ist noch in erreichbarer Nähe. Aber das ist nur die Theorie, die Praxis sieht anders aus: Der südliche Abschnitt der U-Bahn-Linie 8 ist gesperrt. Hier fahren bis zum Sommer 2014 keine Züge.

 

P1080525
50-Meter-Becken: Wenn der Sprungturm geöffnet ist, wird das Becken teilweise gesperrt / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Besonders geeignet für?
Eher nicht für die sportaffinen SchwimmerInnen. Das Wasser im Sportbecken war während unseres Badbesuches sehr trübe. Ein Teil des Beckens ist immer dann für die SchwimmerInnen nicht zugänglich, wenn der Sprungturm geöffnet ist. Bahnenziehen ist also hier nicht so wirklich angesagt. Der abgetrennte SchwimmerInnenbereich des Mehrzweckbeckens ist aber zum Schwimmen  einigermaßen okay. Allerdings ist die Wasserfläche – ich vermute, es sind 25-Meter-Bahnen – nicht besonders groß und somit schnell überfüllt.

 

Das Columbiabad ist für Familien bzw. Eltern geeignet, die ihre Kinder von der Wiese aus im Blick behalten wollen. Familien, die sich ihren Imbiss ins Schwimmbad mitbringen und damit nicht auf die Öffnungszeiten der Bad-Cafeteria angewiesen sind.

Vielleicht auch für Ex-PrinzenbadlerInnen, die sich  –  aus welchen Gründen auch immer – nicht wirklich für das Sommerbad Neukölln, sondern gegen das Prinzenbad entschieden haben.

 

 

Am Bad-Hopping teilgenommen haben:

Drei PrinzessInnen der Bad-Hopping-Gruppe.

 

P1100095
Und wann öffnet die Cafeteria? / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/prinzenbad/2013/08/22/prinzessinnen-on-tour-3/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert