Es gibt Riech-Erinnerungen, die halten sich Jahrzehnte – vielleicht sogar ein ganzes Leben lang. Zum Beispiel der Geruch von Pommes im Schwimmbad versetzt mich in meine Kindheit. Pommes Essen mit Freundinnen auf der Freibadwiese. Oder bei Chlorgeruch denke ich automatisch an Trainingseinheiten im Schwimmverein.
Heute morgen stand ich unter der Dusche und plötzlich roch es nach unerledigten Semesterarbeiten, einer neuen Liebe, aufgeschobenen Referaten, dem Weckerklingeln um 4 Uhr morgens. Eine Zeitspanne von mehreren Wochen in meiner Vergangenheit war wieder präsent. Ein Studentinnen-Job in einer Kosmetikfirma während der Semesterferien. Den Namen der Firma habe ich vergessen, auch wie das Duschzeug hieß, das wir damals vom Fließband in Kartons packen mußten, weiß ich nicht mehr. Aber diesen speziellen Kosmetikduft, der mit meiner damaligen Lebenssituation wie verwoben schien, habe ich auch nach mehr als 30 Jahren nicht vergessen. Erstaunlich!
Schnell wollte ich die Kosmetikmarke meiner Duschnachbarin lesen – vielleicht um ein lesbares, nachweisbares Indiz der vergangen Zeit für die Zukunft festzuhalten, zu bewahren. Ich war nicht schnell genug. Zu sehr war ich mit den auftauchenden Erinnerungen an die damalige Zeit beschäftigt. Die Frau verließ den Duschraum, die Kosmetikflasche in der Hand verborgen, so dass ich den Markennamen nicht lesen konnte. Aber, egal… die Riecherinnerung wird wohl bleiben – irgendwie. Flüchtig wird sie vielleicht ein anderes Mal wieder auftauchen. Festhalten läßt sie sich nicht – zum Glück.
Foto oben: ©Sigrid Deitelhoff
Tipp: Die Frau vom Schwimmmeister ausrufen lassen.