Ich sitze nach dem Schwimmtraining auf der Cafeteriaterrasse und warte auf eine gute Freundin, die heute nicht schwimmen will, aber mit mir Frühstücken möchte.
Horden von Schulkindern ziehen an mir vorbei, um auf der Prinzenbad-Wiese noch einen Liegeplatz zu ergattern.
“Es ist Alarmwoche”, klärt mich meine Tischnachbarin auf, der mein irritierter Blick nicht entgangen ist. “Was – bitte schön – ist eine Alarmwoche?”, frage ich sie. “Die Woche vor den Schulferien. Die Schulklassen – gefühlt alle Berliner Schulklassen – besuchen dann die Freibäder”, erläutert sie.
Im externen Cafeteria-Teil, der sich unter den Bäumen erstreckt, schiebt eine Schulklasse mehrere Holztische und -Bänke zusammen. Sie machen natürlich ordentlich Krach, brüllen sich gegenseitig an und rasen hin und her. Na, so das übliche, wenn pubertiernde SchülerInnen im Freibad auftauchen. Nach einer Weile setzt sich eine ältere Frau in die unmittelbare Nähe zu der Schulklasse an einen Tisch, löffelt ihr Müsli und lächelt trotz des ohrenbetäubenden Lärms.
Am Nachbartisch unterhalten sich zwei Frauen:
Frau 1: “Schau mal, die Frau neben den lauten Kids lächelt ganz versonnen.”
Frau2: “Vielleicht ist sie Lehrerin und schaut wohlwollend auf die SchülerInnen?”
Frau 1: “Niemals, LehrerInnen haben doch spätestens nach 10 Jahren Schuldienst einen Burnout und suchen eher das Weite, wenn sie Schulklassen sichten.”
Frau 2: “Na, ja – dann denkt sie vielleicht an ihre Enkelkinder?”
Frau 1: “Glaube ich auch nicht. Großmütter sind von ihren pubertierenden Enkeln auch nicht unbedingt begeistert, sondern oft genervt. Schau mich an.”
Frau 2: “Dann weiß ich auch nicht, warum sie in der Nähe der Schüler sitzt und lächelt.”
Frau 1: “Vielleicht ist sie schwerhörig?!”
Frau 2: “Das wohl auch nicht. Schau mal! Sie hat Kopfhörer auf. Vermutlich hört sie ihre Lieblingsmusik.”
Frau 1: “Das sollten wir auch machen. Und zwar bis zum Beginn der Schulferien. Dann ist der Spuk hoffentlich vorbei und die Kinder mit ihren Eltern im Urlaub.”
Frau 2: “Im besten Fall.”
Teaser-Foto: ©Fanny Cathrin Melle
Wir nenen das “Höllenwoche”; Matze altert dann um Jahre ;-)))