vonDominic Johnson 02.06.2011

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Nachdem alle anderen internationalen Programme zum Aufbau einer professionellen Armee in der DR Kongo gescheitert sind, hat das US-Außenministerium jetzt einem privaten Anbieter den Zuschlag für einen neuen Anlauf gegeben. Die Firma DynCorp gab am 31. Mai bekannt, sie habe von der Afrika-Abteilung des State Department einen Auftrag im Wert von bis zu 17,1 Millionen Dollar erhalten, um bis zu drei Jahre lang kongolesischen Militäraktionen die Grundlagen von Führung („Basic Leadership Training“) beizubringen. Es gehe nicht um die Generalsebene, sondern um niedere und mittlere Ränge, denen Ausbildung in Gebieten wie Kommunikation, Logistik und Ingenieurswesen zukommen soll. Erst einmal soll das ein Jahr lang laufen, mit einer Option auf Verlängerung um weitere zwei.

Der Auftrag ist Teil eines wenig bekannten US-Programmes zum Aufbau „friedensschaffender Kapazitäten“ in afrikanischen Armeen. Genannt AFRICAP und im Jahre 2008 mit einem Finanzrahmen von 1,5 Milliarden Dollar beschlossen, sollen ausgewählte US-Unternehmen Armeen in Afrika helfen, „Operationsbasen zur Unterstützung von Friedensoperationen in feindlichem Umfeld einzurichten“, Militärtraining durchführen, und „eine Bandbreite technischer Hilfe und Ausrüstung für afrikanische Armeen und Friedensoperationen“ anbieten, wie das US-Außenministerium erklärt. Als ausführende Unternehmen wurden im September 2009 PAE Government Services, AECOM, DynCorp und Protection Strategies Incorporated ausgewählt. Es war die Erneuerung eines ähnlichen Programms aus dem Jahr 2003.

DynCorp ist eine der wichtigsten privaten Sicherheitsfirmen der Welt, einer der Marktführer in Irak und Afghanistan, aber auch involviert im Drogenkrieg von Kolumbien und sogar in der Wartung des US-Präsidentenflugparks. Nach eigenen Angaben sind über 14.000 DynCorp-Mitarbeiter weltweit im Einsatz; der US-Truppenrückzug aus dem Irak habe neue Märkte eröffnet, und man wolle sich jetzt in geheimdienstliche Aktivitäten sowie Wiederaufbau ausweiten, erklärte das Unternehmen dieses Jahr.

Wichtigstes Einsatzgebiet von DynCorp in Afrika ist Somalia, wo das Unternehmen faktisch die Eingreiftruppe „Amisom“ der Afrikanischen Union mit Soldaten aus Uganda und Burundi ausrüstet, anleitet, transportiert und führt.

Die Fachzeitschrift „Journal of International Peace Operations“ lobte in ihrer Ausgabe Januar-Februar 2011 das DynCorp-Engagement in Somalia über den grünen Klee und schrieb: „Die Somalia-Fallstudie kann einen grundlegenden Rahmen für Engagement in einer Reihe von instabilen oder unsicheren Situationen bieten, und dieses Modell kann dann weiter an bestimmte Peacekeeping-Aktivitäten in bestimmten Regionen oder Einsatzgebieten angepasst werden. Viele nennen die DR Kongo und Sudan als zwei mögliche Beispiele einer solchen Anwendung.“

Was genau DynCorp im Kongo machen soll, ist nicht im Einzelnen bekannt, aber bekanntlich machen sich die USA zunehmend Gedanken über die andauernden Aktivitäten der ugandischen LRA-Rebellen im Nordosten des Landes. Auch die Bemühungen der USA, „saubere“ Versorgungswege mit ostkongolesischen Mineralien einzurichten und Unternehmen zum Nachweis der „konfliktfreien“ Herkunft ihrer kongolesischen Rohstoffe zu zwingen, können kaum ohne Sicherheitskräfte realisiert werden, denen die US-Regierung vertraut.

Bis vor kurzem gab es auch ein öffentliches DynCorp-Stellenangebot für einen Projektmanager, der „alle Facetten der Somalia-Peacekeeping-Projektoperationen im Offizierstrainingsprogramm der DR Kongo verwaltet“. Das klingt nach einer ambitionierten Aufgabe. Das Stellenangebot wurde kürzlich von der Webseite genommen.

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