Diese sieben SoldatInnen, die auf dem Congressional Cemetery in Washington stramm stehen, dürfen eigentlich keine Uniform mehr tragen. Sie sind aus dem US-Militär herausgeflogen. Weil herausgekommen ist, dass sie lesbisch oder schwul sind. Damit haben sie gegen ein Gesetz verstossen, das Homosexuelle zur Heimlichtuerei und zum Lügen verpflichtet. DADT wird das Gesetz genannt: Don’t ask, don’t tell – frag nicht, sag nichts. Es ist seit 1993 in Kraft. Und es hat mehr als 13.000 SoldatInnen ihre Posten gekostet.
Am Montag haben sich die Ex-SoldatInnen am Grab des schwulen Vietnam-Veteranen Leonard Matlovich versammelt. Es war ihr Auftakt zu einer Protestwoche für die Abschaffung des Gesetzes DADT. Vom Friedhof aus, sind sie auf die andere Seite des Potomac-Flusses gefahren. Dort haben sie sich am Zaun vor dem Garten vom Weißen Haus zusammen mit anderen Aktivisten gegen DADT an das Gitter vor dem Garten gekettet. Sie wollten Barack Obama und andere Spitzenpolitiker an ihr Versprechen erinnern.
DADT war von Anfang an ein fauler Kompromiss. Das Gesetzt stellte zwar eine Verbesserung gegenüber der vorherigen Situation dar, in der Homosexuelle grundsätzlich nicht zur Armee zugelassen waren. Aber es schuf ein Klima, im dem Homosexuelle in der Armee permanent die Sorge haben müssen, „entdeckt“ zu werden.
Dieses Jahr sollte das Gesetz abgeschafft werden. Präsident Barack Obama hat es versprochen. Und nacheinander haben sich auch Verteidigungsminister Robert Gates, der Chef des Vereinigten Generalstabs, Mike Mullen, sowie der republikanische Ex-Präsidentschaftskandidat und Senator John McCain dafür ausgesprochen. Die grosse Mehrheit der Soldaten in Uniform (70 Prozent) ist für die Streichung. Und erstmals gab es in diesem Jahr Gerichtsentscheide gegen Militär-Entlassungen wegen Homosexualität.
Bürgerrechtsgruppen, sowie Homosexuellen-Organisationen, waren deswegen zuversichtlich, dass es dieses Mal klappen würde. Der 1. Dezember, an dem ein Untersuchungsbericht des Verteidigungsministeriums über DADT veröffentlicht wird, erschien nur noch als Formsache, bevor der Senat die gesetzliche Diskriminierung abschafft.
Doch der Triumpf der Tea-Party-Bewegung, sowie die erklärte Absicht der neuen rechten Abgeordneten, alles zu tun, um sämtliche Projekte von Präsident Obama zum Scheitern zu bringen, stellt auch die Abschaffung von DADT in Frage.
Senator McCain hat eine Kehrtwende gemacht. Mehrere Tea-Party-Abgeordnete haben sich gegen die Abschaffung ausgesprochen. Und auch der Chef der (knapp gewordenen) demokratischen Mehrheit im Senat, Harry Reid, mag keine Zusagen mehr über ein Ende von DADT machen.
Vorerst letzte Umfallerin in Sachen DADT ist Cindy McCain. Die Gattin des Senators hatte sich noch Mitte vergangener Woche an einer Video-Produktion der Homosexuellengruppe NOH8 (Kurzform für: No Hate) beteiligt. Darin kritisiert sie Mobbing an Schulen und Diskriminierung im Militär. Zwei Tage kam ihre Kehrtwende. Cindy McCain gab bekannt, dass sie in der DADT-Frage hinter ihrem Gatten stünde.
Hier das Video. Das Kürzel „LGBT“ bedeutet „Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transsexuelle“. Cindy McCain ist die Blonde, die bei Minute 0:50 anklagend sagt: „Sie dürfen unserem Land nicht offen dienen“. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=MhFZ7qjrw5U[/youtube]
Falls DADT abgeschafft wird, wollen die meisten, die auf dem Foto in Arlington stramm stehen, wieder ins Militär zurück gehen.
Falls es hingegen bei DADT bleibt, gilt für Homosexuelle in Uniform weiterhin als oberste Regel: „Pssssssst.“
PS: Ursprünglich stand in diesem Blog-Eintrag, die SoldatInnen hätten sich auf dem Militärfriedhof Arlington versammelt. Das war nicht richtig. Die Zeremonie am Grab des schwulen Vietnam Veteranen Matlovich fand tatsächlich auf dem Congressional Cemetery statt. Danke an eine aufmerksame Leserin (ihr Kommentar findet sich weiter unten).