Da schreibt man einen unter Journalisten sogenannten „Riemen“ über den Hitler-Fetischismus, müht sich ab die These zu untermauern, zu belegen und verständlich zu machen – und dann veröffentlicht „Bild“ einen Artikel, der jeden einzelnen Satz eben jenes Riemens belegt und untermalt. Man kann es kaum anders formulieren: Diese neue Qualität der Hitlermanie hat beinahe die Züge eines Heldenkultes.
Was aber findet sich auf Hitlers Nachttisch: Unter anderem Shakespeare, Ibsen, die Bibel, „Max und Moritz“, „Gullivers Reisen“, „Robinson Crusoe“ und „Meyer’s Universallexikon“. Macht das Hitler nicht viel mehr zu einem recht normalen Mitglied seiner Kohorte, einem Kind seiner Zeit? Oder sind all diese Bücher nun auch nazifiziert und stehen alsbald unter dem Verdacht, aus ehrbaren, kleinen Kindern böse Diktatoren zu machen? Ist ja durchaus vorstellbar dass im Falle eine Amoklaufs „Robinson Crusoe“ in einem Jugendzimmer gefunden wird und eine große Boulevardzeitung titelt: „Der Mörder las die Hitler-Bücher“.
Andere Frage: Wer legt denn nun Hitlers Leseliste bei Amazon an?