vonDetlef Berentzen 08.10.2011

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„Große Treffen, aufregende Veranstaltungen, Radiomachen als Teil des Lehrplans, all das ist möglich. Aber es kann nur dann erfolgreich sein, wenn es auch wirklich inspirierend ist. Wir brauchen eine neue Radiophilosophie. Ich habe nicht die Absicht, Radio nur um seiner selbst willen, isoliert von den anderen Medien, zu propagieren. Das ist wirklich überholt.“ (Josephine Bosma)

Eindeutig „Mehrspur“. Und auf der Überholspur. Das sonntägliche,  leider nur monatlich ausgestrahlte SWR2-Medienmagazin antizipiert wieder mal neue Formen des Radiomachens. Redakteur Wolfram Wessels hat den Medientheoretiker Geert Lovink aus Amsterdam eine radiophone Zukunft entwerfen lassen, in der nicht nur jeder ein Künstler, sondern irgendwie auch ein Autor ist: per Smartphone und Skype enstehen Radionetze, in denen HörerInnen eigene Programmbeiträge liefern, die live importiert zu Elementen globaler Radioparties (s. Foto) werden – alles kollektiv und interaktiv.

It’s the end of the radio as we know it. Zeit also, ein wenig genauer darüber zu reden. Vorauszudenken. Praktisch zu werden. Auch in der freien Szene der „Wüsten Wellen“ und  wilden  „Loras“. Und gerade dort. Was übrigens nicht heißt, nicht heißen kann und wird, daß all das, was Handwerk, Können, Kreativität und akustische Ästhetik heißt, auf dem Müllhaufen der Geschichte landet. Wir werden andere Kontexte erfinden. Utopien realisieren. Livestream im Internet allein reicht nicht.

Und überhaupt: es wird immer einen akustischen Raum für Werke wie „Er muß anders sein – die Ballade von Janne von Halli“ geben müssen. Legenden neu inszeniert – Harri Huhtamäki aus Finnland hat mit seinem „soundscape“ in diesem Jahr den Prix Italia gewonnen. „Mehrspur“ berichtet. Und Steffen Grimberg rezitiert im gleichen Magazin aus seinem „Medientagebuch“: „Am 30. September, dem letzten Tag des Monats, der im deutschen Altertum auch schon mal Holzmonat hieß und so unfreiwillig auf die immer noch stark papierhaltige Zeitungsbranche verweist, platzte jedenfalls die Bombe des  Springer-Chefs. Wenn die WAZ schon halb zum Verkauf steht, schrieb Döpfner sinngemäß an die Eignerclans in Essen, könne sie doch auch Springer kaufen. 1,4 Milliarden wäre dem Konzern das wert.“

Alles ist in Bewegung. „Enteignet Springer!“ wird zum Übernahmeangebot. Überall Marktschreier, Technikdruiden und apokalyptische Propheten. Alles selbstlaufende Beschleuniger, die in ihren virtuellen Höhlen Zukunft entwerfen. Viel zu viel Geräusch. Es gilt, ein wenig still und, wie gesagt, praktisch zu werden, Experimente in den demokratischen Räumen der möglichen FutureRadios zu wagen,…die am morgigen Sonntag analog und digital gesendeten Tonspuren des SWR2-Medienmagazins (das übrigens mit der taz kooperiert) animieren dazu. Allerdings viel zu selten.  Just listen!

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