vonKnut Henkel 13.02.2011

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Héctor Maseda und Ángel Moya heißen die beiden Männer, die am Samstag in Kuba aus dem Gefängnis entlassen wurden. Allerdings nicht ganz freiwillig, denn die beiden wurden ihrer Zellen verwiesen. Dort wollten sie eigentlich ausharren, bis die Regierung sie ohne Bedingungen und Auflagen aus der Haft entlassen hätte. Darauf hat sich die Regierung in Havana nicht eingelassen  – die beiden politischen Gefangenen sind faktisch auf Bewährung draußen.

Anfang November 2010 sollte Héctor Maseda eigentlich aus der Haft entlassen werden. So war es von der katholischen Kirche mit der Regierung von Raúl Castro ausgehandelt worden. Doch letztlich musste der 68-jährige Atomingenieur drei Monate weiter in Haft verbringen, weil er und ein knappes Dutzend weiter politischer Gefangene darauf beharrten, auf der Insel zu bleiben und nicht wie so viele andere zuvor ins Exil nach Spanien zu gehen. Mit dieser Forderung haben sich Maseda und seine Mitstreiter, unter ihnen der am Samstag ebenfalls freigelassene Ángel Moya, letztlich durchgesetzt. Sie können auf der Insel bleiben, allerdings nicht als freie Menschen mit allen Bürgerrechten, wie von Maseda verlangt. Die beiden  wurden nicht begnadigt, sondern kamen mit einer „außerstrafrechtlichen Sondergenehmigung“ frei. De facto wird die Reststrafe auf Bewährung ausgesetzt. Im Falle von Maseda sind das noch rund elf Jahre, im Falle von Moya zwölf Jahre. Beide gehören zu der Gruppe von 75 Dissidenten, Journalisten und Oppositionellen, die im März 2003 während landesweiter Razzien festgenommen und wenige Tage später zu Haftstrafen bis zu 28 Jahren verurteilt wurden. Maseda, ein Atomingenieur, der als unabhängiger Journalist und beim Aufbau einer Liberalen Partei aktiv war, wurde 2008 in den USA als Vorkämpfer für die Pressefreiheit augezeichnet und hat sich immer gegen seine Verurteilung durch die kubanischen Gerichte gewehrt. An seiner politischen Arbeit will er auch weiterhin festhalten.  „Ich bin Dissident, unabhängiger Journalist, und ich werde nicht aufhören, gegen die Regierung zu sein“, war einer der ersten Sätze, die von ihm nach seiner Rückkehr in seine Wohnung in Centro Habana zuhören war. Die bewohnt er nun wieder mit seiner Frau Laura Pollán, der Sprecherin der Frauen in Weiß. Die Frauenorganisation hat seit 2003 auf die Freilassung der Männer gedrängt und ihre sonntäglichen Märsche durch Havanna haben internationale Aufmerksamkeit hervorgerufen.

Nach seiner Freilassung und der von Ángel Moya, dessen Ehefrau Berta Soler ebenfalls zu den Aktivistinnen der Frauen in Weiß gehört, sitzen nun noch sieben aus der Gruppe der 75 in kubanischen Gefängnissen. Die werden vermutlich in den nächsten Wochen freigelassen werden. Allerdings ist vollkommen unklar, unter welchen Bedingungen, denn diese sieben wollen ebenfalls weiter in ihrer Heimat leben und einige von ihnen haben ebenfalls eine Freilassung ohne Bedingungen gefordert wie Maseda. Der hatte mit Moya das Gefängnis eigentlich nicht eher verlassen wollen, bis auch mehrere kranke Gefangene auf freien Fuß gesetzt würden. Das konnte die beiden allerdings genauso wenig durchsetzen wie ihre bedingungslose Freilassung. Letztlich wurden sie von den Wärtern ihrer Zellen verwiesen wie Maseda nach seiner Ankunft in seiner Wohnung in der Calle Neptuno gegenüber internationalen Nachrichtenagenturen erklärte. „Ich wurde gegen meinen Willen gezwungen, das Gefängnis zu verlassen“. Ob Maseda nun gemeinsam mit seiner Frau für die Freilassung der je nach Quelle zwischen sechzig und einhundert politischen Gefanngenen agieren wird, ließ er vorerst offen.

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