vonElisabeth Wirth 25.03.2009

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Wenn die Tresensehnsucht einsetzt, ist es zu Weilen gut zu wissen, wo man des Nachtens einen Geheimtipp findet, abseits der gängigen Bars und Kneipen in Kreuzberg und Neukölln.

Lebe gefährlich, probier´ etwas Neues. So machte ich mich auf und trat meine Reise nach Petuschki an – der Name einer neuen Bar in der Pücklerstraße 33, gleich neben der Markthalle. Wie es sich für eine Bar gehört, öffnet die „Reise nach Petuschki“ ihre Pforten um 20.00 Uhr. Drinnen leuchtet es schummerig, auf den Tischen brennen Kerzen. Sobald man die Tür öffnet, beide Füße den Boden berühren, spürt man die Magie der Nacht, des Barlebens. Wie in alten Filmen.

Am Tresen sitzend, bestelle ich einen Rotwein und der schmeckt richtig gut. Auch wenn ich kein professionalisierter Weinkenner bin, zwischen gutem und weniger gutem Wein hat man gelernt zu unterscheiden. Wie man nun den Geschmack des guten Rotweins beschreibt, ich weiß es nicht genau, also muss als Charakteristik das oben angeführte „Schmeckt richtig gut“ reichen. Nicht nur Wein gibt die Karte her. Auch Cocktails, Longdrinks etc..

Auf der anderen Seite des Tresens steht der aufmerksame Barmann und legt Musik auf, Lied für Lied. Nick Cave, Tom Waits, Morrissey, Bonnie „Prince“ Billy, Frank Sinatra. Die Liste lässt sich unermüdlich fortführen. Ich lausche der Musik, denke, beobachte, bin.

An einem Tisch sitzt ein Mann, der Hefebier trinkt und an Anlehnung an Sven Regners Roman „Herr Lehmann“ von mir Hefe-Rainer getauft wird. In einer Ecke sitzen zwei Frauen vor ihren Rotweingläsern. Ich, die sonst immer viel und gerne redet, könnte fast ein wenig schweigsam werden oder nennen wir es ruhig. Entspannte Atmosphäre liegt in der Luft, Ausgehromantik, ein Charme vergessener Zeiten. Selten habe ich so gerne zugesehen, wie Gläser gewaschen und getrocknet werden, wie Bierflaschen geöffnet, Gläser gefüllt oder Cocktails gemixt werden.

Am Ende des Abends, als die Nacht schon längst angebrochen ist, verlasse ich das Petuschki, die Tresensehnsucht ist fürs erste gestillt. Aber wenn sie wieder aufkommt, weiß ich, wo mein Weg mich hin führt.

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