vonClaudia Mussotter 04.05.2010

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Puchero nennt sich der valencianische Eintopf par excellence, der  traditionell sogar an Weihnachten auf den Tisch kommt. Dann allerdings ist er besonders reichhaltig und präsentiert sich mit einer Reihe bester Zutaten: Rindfleisch, Schweinernem und Geflügel sowie verschiedenen Würsten. Kichererbsen, Kardenartischocken, Gemüse, Kartoffeln und natürlich Safran kommen ebenfalls dazu. In der kräftigen Brühe werden dann noch Suppennudeln gekocht. Pelotas, ähnlich unseren Kohlrouladen, bilden die Einlage.
Nun wurde am letzten Aprilwochenende der Versuch gestartet, mit dem größten „Putxero amb Pilotes“, wie es auf Valencianisch heißt, ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen. 411,5 Kilo Hackfleisch für die Pelotas, die Kohlrouladen, in 2.450 Portionen des klassischen Eintopfs Puchero – das brachte den Sieg über die Griechen, wie der Notar feststellte. Schließlich hatte der bisherige Rekordhalter, ein griechischer Ort, lediglich 312,5 Kilo Gehacktes eingewickelt und so nur 1.200 Portionen zustande gebracht. Doch um so einen Guinness-Rekord zu brechen – Wer hatte bloß die verflixte Idee, um Geld in die Kassen der Fiesta-Veranstalter von LAlfàs del Pi zu bringen! –, bedarf es viel mehr. Nicht nur der Materialaufwand war enorm – der übrigens vornehmlich von etwa 100 Firmen vor Ort bestritten wurde: 500 Kilo Kohl, Möhren, Zwiebeln, Kardenartischocken und mehr, 80 Kilo Kichererbsen, 80 Hähnchen und 20 Hennen, ganz zu schweigen vom Fleisch, das erst eine gute Brühe ausmacht –, es war auch ein unheimlicher Kraftaufwand nötig, um das Projekt zu verwirklichen.
Man hätte ja schon viel früher mit den Vorbereitungen beginnen können, wenn freitags nicht der Markt an genau der Stelle des vorgesehenen Events abgehalten würde. So konnten die Macher, eine Gruppe von zwölf renommierten, alteingesessenen Köchen des Orts und ihre Helfer, erst gegen vier Uhr nachmittags mit der Arbeit beginnen. Die hieß: Kohlblätter blanchieren, das Hackfleisch für die Pelotas zubereiten, das Ganze einwickeln…, Gemüse putzen etc., und ging bis nachts um elf. Die letzten Pelotas wurden am nächsten Morgen eingelegt, ab sechs Uhr früh war man schon wieder auf den Beinen. Dann wurden die Suppen angesetzt. Ein Topf fasste allein 500 Portionen und musste mit einem Generator betrieben werden, weitere drei fassten jeweils 300 Portionen, dann nochmals drei mehr zu 150 Rationen, vier Töpfe mit Brühe für die Suppennudeln und neun Töpfe für die Pelotas. Dafür waren verständlicherweise 25 Butangasflaschen nötig.
Nicht nur der pensionierte Salvador vom Restaurant Ta Casa, Fernando vom ehemaligen Casa Fernando, die Familie Mendoza oder der viel prämierte, beste Koch Valencias 2004, Óscar Marcos, auch etliche Freiwillige und natürlich die Peñas – Gruppen, die an den jeweiligen Fiestas des Orts beteiligt sind und teilweise schon früh um sieben da waren, um sich ums Bier zu kümmern – alle packten mit an. Überhaupt hatte jeder seine Aufgabe, denn Obacht! Viele Köche verderben den Brei. Doch bei diesem Team von routinierten Veteranen hatte gar nichts schiefgehen können.
Mit dem Startschuss war es endlich so weit, das Essenfassen – an die 2.500 Hungrige bildeten lange Schlangen. Ein bisschen Geduld war gefragt, dafür schmeckte der Inhalt der tönernen Suppenschüssel, den man mit einem Holzlöffel aß, absolut köstlich und mindestens so gut oder eher besser wie zu Hause: Brühe, Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Suppennudeln und die Pelota, sogar die Kichererbsen waren auf den Punkt gegart.
Danach gab es Hochzeitstorte, auch die in rekordverdächtiger Größe von etwa 20 Metern gebacken. Wer Glück hatte, bekam noch ein Glas Mistela dazu, den typischen Moscatelwein der Region.
Der Erfolg der „1. Mostra Gastronómica Popular de Cocina autóctona de L’Alfàs del Pi“ animierte die Peñistas denn auch, über eine zweite Gastronomie-Schau der einheimischen Küche von L’Alfàs del Pi im nächsten Jahr nachzudenken – vielleicht verbunden mit einem neuen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde?

Valencianischer Puchero
Für 4 Pers.: 250 g Rindfleisch, 250 g Suppenhuhn und Freilandhähnchen, 2 Würste, die Geschmack geben (blanquets), 1 Schinkenknochen, 250 g getrocknete Kichererbsen, 3 bis 4 Stangen Kardenartischocken, 1 Stange Sellerie, 1 große Möhre, 1 große Kartoffel, vielleicht auch noch eine Süßkartoffel, 1 Pastinake, Safran in Fäden Kichererbsen am Vorabend in lauwarmem Wasser mit etwas Salz einweichen.
Die Stangen der Kardenartischocken, eine wilde Form der Artischocke, gründlich in Salzwasser waschen und abreiben, dann wie beim Rhabarber die Fäden abziehen. Statt der Kardenartischocke kann man auch mehr Wurzelgemüse nehmen.
In einen großen Topf mit ausreichend Wasser gewaschenes Fleisch, Knochen und die Würste einlegen, hier gibt man übrigens gerne noch eine Schweinepfote hinein. Wenn es zum Kochen kommt, abschäumen, dann die abgeschütteten Kichererbsen dazugeben. Salzen, geputztes Gemüse und Safranfäden zufügen, Deckel drauf und den Eintopf auf allerkleinster Stufe nahezu vier Stunden simmern lassen. 

Ohne Pelotas kein Puchero
Etwa 300 g Hackfleisch, halb Schwein, halb Rind, ein paar Weißkohlblätter, 1 EL Pinienkerne, Petersilie, 1 bis 2 Eier, Weißbrot vom Vortag, feine Suppennudeln, Zitrone
Kohlblätter in kochendem Wasser blanchieren. Brot in etwa zwei Schöpflöffeln von der Brühe einweichen. Hackfleisch mit Ei, Pinienkernen, gehackter Petersilie und ausgedrücktem Brot vermischen, mit Salz und Pfeffer (manche nehmen auch zusätzlich Zimt oder Zitronenschale) würzen. Hackfleisch in Kohlblätter einwickeln, zubinden und mit in den Kochtopf geben.
Die Kartoffeln erst etwa eine halbe Stunde vor Ende der Garzeit hinzufügen.
Brühe abgießen, denn darin kocht man die Suppennudeln. Die Nudelsuppe wird übrigens als erstes serviert – vorzugsweise mit ein paar Tropfen Zitronensaft. Fleisch, Würste, Gemüse, Kichererbsen und Kartoffeln kommen zusammen auf eine Platte, die Kohlrouladen separat auf den Tisch – davon nimmt sich jeder, was er will.

Bon profit!

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