vonDetlef Kuhlbrodt 28.09.2010

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Auch komisch: die Textlawine steht eigentlich nur hier, weil es Längenprobleme gab: ich sollte erst 9000 Zeichen schreiben; der Kollege meinte dann 8000; ich kürzte auf 10000 Zeichen runter und sagte, er solle beim Redigieren einfach Klammern mit Pünktchen einfügen und ich könnte die längere Version dann in den Blog stellen. Dann gingen doch mehr als 9000 Zeichen. Er sagte, ihm gefiele das mit den Klammern mit Pünktchen nicht; stattdessen könnte er ja drunter schreiben, dass die Langverion im Blog stehe. Ich sagte, okay. Und deshalb war ich sozusagen verpflichtet. (Wozu ich nachdem der Text endlich für die Zeitung fertig gewesen war, gar keine Lust mehr gehabt hatte) Überhaupt ist es komisch: ich veröffentliche zwar sehr selten nur längere Texte, aber wenn es dann in der Zeitung ist, finde ich es nicht schlimm – das hat wohl mit dem Zeilengeld zu tun – und im Blog aber kommt es einem plötzlich so vor, als sei es irgendwie falsch, hier einen langen Text reinzustellen. Egal. (Eigentlich müsste der Text auch noch ein bißchen länger sein: es fehlt ja ein bißchen, weshalb etwa fast alle Podiumsdiskussionen, die ich gesehen hatte, gut waren (im Gegensatz zu denen auf Filmfesten, die nur eher selten interessant sind) oder auch was da und da dann noch passierte und warum)

Namen

Anfang Herbst

Das Internationale Literaturfestival Berlin hatte für mich am Abend des 19. Septembers begonnen. Oder zumindest der Text darüber: ich war zur Bar25 gefahren, die gerade dabei war, nach sieben Jahren, ihren Abschied zu feiern. Auch wenn ich abüglich der Fussballguckveranstaltungen nur etwa siebenmal dort gewesen war, fühlte mich dieser Institution des berliner Technonachtlebens sehr verbunden, kannte viele Geschichten und ihre Protagonisten. 20 Jahre älter, als die meisten der Besucher, hatte ich mich manchmal auch so ein bißchen elder statesman-mäßig gefühlt.

L, hatte mich also auf die Gästeliste gesetzt. Ich hatte vor diesem Absperrgitter am Eingang gestanden;  der nette Türhüter hatte mich wegen meines Namens bedauert, den ich mehrmals hatte wiederholen müssen („wie bitte?“), während er fünf Minuten in vielen Zetteln herumsuchte.

„Ich kann dich nicht finden.“

„Naja – macht ja auch nichts.“

Ich rief L. an. Niemand antwortete.Total deprimiert fuhr ich mit dem Fahrrad wieder weg. Es war nasskalt. Das Strassenlicht glitzterte traurig.  Statt zur Abschiedsparty in die Bar25, war ich zu Kaiser‘s am Schmollerplatz gegangen, um dort drei Bier zu kaufen.

Kurz bevor ich an der Kasse dran war, war L. am Telefon. Sie entschuldigte sich und sagte, ich könnte jetzt reinkommen. Pilocka Krach, die ich mir an diesem Abend so gerne noch mal angeguckt hätte, würde auch gleich anfangen.

Mit großer Freude erzählte ich L, wie ich eben so leicht erniedrigt und beleidigt neben dem Türhüter gestanden war und dass ich dabei gedacht hatte: ab jetzt darf ich bis an‘s Ende meiner Tage nur noch auf diese ganzen furchtbaren Literaturveranstaltungen gehen. Literaturhaus! LCB! ILB! OSZE! OCB! Oje!

Ich hatte das tatsächlich wortwörtlich so gedacht. Natürlich auch selbstperformativ sozusagen, aber trotzdem.

Dies Gefühl war komplett unmöglich im Grunde genommen, denn die Literaturveranstaltungen, auf denen ich in den letzten Jahren gewesen war, die Abende, an denen ich selbst vorgelesen hatte, die Menschen, die ich kennengelernt hatte; alles war richtig gut gewesen. Und überhaupt nicht so behäbig, wie man sich das vor zwanzig Jahren vorgestellt hatte.

„Na gut – vielleicht hattest du dich geärgert, dass du selber nicht zum Lesen auf dem ILB eingeladen worden warst?“ – „Nein.“

Es war eher so, dass ich als Autor Probleme hatte. Ich wäre lieber ein Auto.

Und irgendwie kam es mir auch ständig so vor, als wäre ich nichts so richtig; weder richtiger Journalist, noch richtiger Schriftsteller, richtiger Raver sowieso nicht und wann das Buch, das seit einem Jahr angekündigt war, endlich fertig sein würde, stand in den Sternen.

Klar; die Sterne fallen irgendwann runter; alles wird super, aber trotzdem. Und dann sollte ich auch noch über dies Festival schreiben, mit diesen ganzen AutorInnen, die das viel besser hinkriegen als ich. Oweh. Nein, klasse!

Mein persönlicher Abschied von der Bar25 war schön gewesen. Danach zögerte ich drei Tage, ob ich den Auftrag, über das Internationale Literaturfestival Berlin zu berichten, annehmen sollte. Auf Festivals zu gehen ist toll; über Festivals zu schreiben meist unbefriedigend. Immer hat man das Gefühl, den einzelnen Sachen nicht gerecht werden zu können, gerät in Panik und Atemnot und der Text taugt dann auch nichts.

Ein wenig zumindest verminderte der Kollege die Stressandrohung, als er sagte, dass man die offensichtlichen Highlights des Festivals – den Auftritt des chinesischen Schriftstellers  … usw. – schon mit Texten abgedeckt habe, dass ich also sozusagen, machen könnte, was ich wolle.

Dazu gab es noch eine andere Geschichte, die sehr verkürzt so geht: ich war ich mir also nicht sicher gewesen, ob es sich bei dem Leiter des Festivals, Ulrich Schreiber, nicht um Matthias Schreiber vom „Spiegel“ handeln würde. Mit Herrn Schreiber von der Spiegel-Zeitung hatte ich Mitte der Neunziger zu tun gehabt, als ich kurzzeitig bei dieser Zeitung gelandet war. Ich war also von ihm und einem anderen Kollegen in Hamburg kurz gebrieft worden, hatte diese Begegnung lustig gefunden und nach einem viertel Jahr dann doch nicht „Spiegel“ machen wollen und stattdessen einen Alltagstext über meine Zeit im „Spiegel“ in der von Michael Rutschky herausgegebenen Zeitschrift „Altag“ veröffentlicht. Und gedacht, ich will lieber einen Roman schreiben, als eine Spiegel-Karriere machen. Blöderweise hatte ich nicht gewusst, wie man das richtig macht und mich vielleicht auch zu wenig bemüht. Im Gedächtnis war Herr Schreiber jedenfalls verknüft mit meiner tollen Entscheidung für die Literatur und gegen ein behaglich ausgestattetes bürgerliches Leben sozusagen.

Ein paar Tage stellte ich mir mit wachsender Begeisterung vor, Herr Schreiber hätte nach irgendwelchen Demütigungen beim „Spiegel“ die Zeitung verlassen, um sich von nun an ganz der Pflege der Weltliteratur zu widmen. Als ich ihn dann forestlte (!) war ich ein bißchen enttäuscht, dass es sich doch um zwei unterschiedliche Menschen handelte. Ulrich Schreiber trug häufig eine hellgrüne Jeans zum Jackett.

Am Montag betrat ich das Haus der Kulturen der Welt. Im letzten Jahr hatte hier der schöne taz-Kongress stattgefunden. das HdKdW ist schön und groß, hat nur den Nachteil, dass es verkehrstechnisch nicht so gut angebunden ist. Was nicht weiter schlimm war, denn das Wetter war großartig und ich kam mit dem Fahrrad. Am Autorenzelt traf ich B., den ich im Frühjahr bei den deutsch-israelischen Literaturtagen kennengelernt hatte. Er sagte, es seien viele Super-Wessis im Publikum, etwa 50 Praktikanten wären hier beschäftigt und vormittags, wenn‘s um Jugendliteratur geht, sei es immer supervoll und supertoll.

Dann schaute ich mir den in Berlin lebenden serbischen Dichter Bora Çosiçs an, der „Gedichte über den Abschied und die Ankunft im Ungewissen“ vorlas und danach den ungarischen Schriftstelller László Kraznahorkai, der vorgestellt und begleitet von Verena Auffermann sein neues Buch „Seiobo auf Erden“ vorstellte. Kraznahorkai hatte ich als großartigen Melancholiker in Erinnerung. Sein erster Roman „Satanstango“, den ich ganz toll fand, war 1994 von Bela Tarr in einem sechseinhalbstündigen Film kongenial verfilmt worden. Das Irre an der Verfilmung war, dass der Text (wenn ich mich richtige erinnere) ohne Kürzung verwendet worden war. Kraznahorkais neues Buch schien auch super zu sein. Verena Auffermann war ganz hin und weg und sagte, dies sei „ein Buch des Lebens“ und sie hätte noch nie ein solches gelesen gehabt.

Gleich darauf sprachen Sibylle Lewitscharoff und Thomas Steinfeld von der „Süddeutschen Zeitung“ im Theatersaal des Hauses über Stil und die deutsche Sprache. Es ging wohl auch darum, dass der Nationalsozialismus „das herrliche Verdauungsorgan der deutschen Sprache“ beschädigt habe und dass infolgedessen große Teile der deutschen Nachkriegsliteratur nicht so gut gewesen wären, wenn ich‘s richtig verstanden hatte. Der Theatersaal ist nicht so gut, weil die Distanz zwischen Vortragenden und Zuhörern so groß ist. Man kann es aber auch umgekehrt, also positiv, formulieren. Interessant schien mir auch, dass bei meiner ersten Lesung vier, bei der zweiten drei und bei der dritten zwei auf der Bühne saßen. (Wieviele bei dem 97jährigen slowenischem Dichter Boris Pahor auf der Bühne saßen, hab ich vergessen. Die Lesung des oft als Nobelpreisträger Gehandelten war sehr beeindruckend und endete mit einem eleganten „Voilà!“)

Auf der Rückfahrt lag die berühmte Lettre-Zeitung mit dem Thilo-Sarrazin-Interview auf der Straße.

In der Nacht ging es weiter. Unter dem Motto „Authors for Peace“ gab es zum Weltfriedenstag eine 24-stündige globale Online-Lesung mit 75 Autoren, die dann auch den Weg in‘s „GUINNESS WORLD RECORD BUCH“ fand. Ein Vertreter des Guinness-Buchs las auch. Die AutorInnen hinter ihren Webcams wirkten fragil. Alle paar Minuten gab es unter dem Webcam-Livebild eine Anzeige des Internetdatingdienstes „wer-kennt-wen-de“. In der Zeit, in der ich guckte, gab es nie mehr als 20 viewers.

Zwei Minuten nachdem die Online-Lesung zu Ende war ging ich wieder auf die Seite. Es gab kein Bild mehr, auch keine Meldung, ober der Weltrekord nun geklappt hatte. Irgendwie kam mir das traurig vor. Ich hatte gehofft, Bilder jubelnder Autorerzu sehen; keine Ahnung. Dann spielte ich mir vor dem Schlafengehen noch ein bißchen die Saison schön.

Es gab viele Orte, an denen gelesen wurde. Irgendwie war ich aber zu faul, bis zur Schaubühne,  in‘s Literaturhaus in der Fasanenstraße oder in den Buchhändlerkeller zu fahren (mit Fahrrad wäre das von Treptow aus doch arg weit gewesen) Meist war ich im HdKdW. Weil es so leer war, konnten sich die Gedanken hier viel besser entfalten. Das Collegium Hungaricum war aber auch sehr schön. Die Theaterautorin Dea Loher führte „exzentrische Figuren in unerwarteten Situationen“ vor. (Die Titel der Veranstaltungen waren wirklich gut gewählt.) Von ihrem Prosaband würde ich mir gern etwas abschneiden.

Dann war es Donnerstag. Im großen Saal, der so voll war, wie sonst keine Veranstaltung, auf der ich gewesen war, gab es einen „Ü-20-Poetry-Slam-Wettbewerb“ verschiedener Schulen. Bis auf die Stimmabgaben war alles sehr professionell.

Am besten gefiel mir der Vortrag von „Achmed“ aus Tempelhof, der von seinem toten großen Bruder handelte. Der Moderator sprach den Namen des Slammers zweimal falsch aus; erst nannte er ihn „Ahmed“, dann „Ahmat“.

Abends ging es im gut besuchten Kino Babylon um Alkohol und Literatur. Sonja Margolina, die ein Buch namens „Wodka – Trinken und Macht in Russland“ geschrieben hatte, sprach über Alkohol und Dissidenz, Wenedikt Jerofejew usw. Die trinkenden Dissidenten hätten sich ihre Trunksucht nur schön geredet. Ohnehin ist das schwere Trinken das Gegenteil des Rausches; schwere Trinker kriegen ja keinen mehr hoch.

Der polnische Autor Andrzej Stasiuk, der ein schönes Buch über „Doijczland“ geschrieben hat (seine These: Deutschland = Massenmord und Motorisierung“) und früher der Schrecken der Buchhändler gewesen war, da er deren Einrichtungen zu zertrümmern pflegte, (so kündigte ihn jedenfalls der Moderator an) war auch dabei. Die meisten Schriftsteller trinken, betrunken zu schreiben bringt aber eher nichts. Der schweizer Autor Dieter Bachmann, der lange Zeit die Zeitschrift „du“ geleitet hatte, sagte: „Schweizer trinken gerne und alles. Die meisten Schweizer, die ich kenne, trinken.“ Dann las er aus der trinkenden Schriftstellern gewidmeten Ausgabe dieser Zeitschrift vor. Es ging um den trinkenden Max Frisch. „Der Schriftsteller scheut zurück vor Gefühlen, die er nicht beschreiben kann.“ Deshalb trinkt er. (so hatte ich ihn verstanden) Er sprach noch von geselligen Schriftstellern, die zusammen viel trinken.

Die Vorstellung, mit Kollegen zusammen zu trinken, fand Stasiuk schrecklich: „Es gibt nichts Furchtbareres als fünf besoffene Schriftsteller an einem Tisch“. Er selbst trinke lieber allein. Ohnehin trinke man nicht, um schöpferisch tätig zu sein, sondern um sich zu betrinken. In der Literatur ist das Trinken eine Figur, die man einsetzt, um Distanz zum Beschriebenen aufzubauen; um den Helden einer Geschichte Dinge sagen lassen zu können, die er nüchtern nicht äußern dürfte.

Mit anderen Drogen ist es wieder anders. (Die britische Kulturwissenschaftler Sadie Plant hat dazu ein tolles Buch geschrieben, das „Writing On Drugs“ heisst und 1999 bei faber and faber veröffentlicht wurde. Eins meiner Lieblingsbücher über Drogen.)

) Oft hatte ich mich auch gefragt, wie die frühen tazler das vor dreissig Jahren hingekriegt hatten; viele hatten ja ständig beim Schreiben gekifft, wie ältere Kollegen gern erzählen.

Viel anderes passierte noch. Klasse war der Auftritt des Lesebühnenhelden (Chaussee der Enthusiasten) Jochen Schmidt. Befreit mussten alle lachen.

Der letzte Tag, der Samstag, war dann eher traurig gewesen. Zuvor war es der schönste Herbst gewesen; nun war es plötzlich dann kälter geworden. Es hatte Hunde und Katzen geregnet.  Dann musste ich auch noch in der Kneipe Bundesliga gucken, weil ich meinen Verein (Schalke) nicht im Stich lassen wollte. Zum Glück ging es noch gut aus und ich bin guter Hoffnung für das Champions-League-Spiel.

Dann fuhr ich mit dem Bus zur Kochstraße und ging von da – im strömenden Regen zum Reichstag. Es gab unendlich viele Absperrungen, Behinderungen und mürrische Ordner.

In grün leuchtenden Regenjacken fuhren die letzten Inlineskater in‘s Ziel. Auf den riesigen Monitoren sah dieser trostlosgraue Regentag viel besser aus als in echt. Lang dauerte es, zum Haus der Kulturen der Welt vorzudringen, an einer überflüssigen Sperre hatte ich meine Festivalakkreditierung vorzeigen müssen, um durchgelassen zu werden.

Das Haus der Kulturen der Welt wirkte noch verlassener als die Tage zuvor. 50 Leute vielleicht waren im Theatersaal, in dem German Sadulajew aus seinem Roman „Ich bin Tschetschene“ vorlas. Der mittlerweile in St. Petersburg lebende Autor verstehrt sich als Internationalist. Ich dachte an das Dokfilmfestival in Leipzig, wo ich in den letzten Jahren erschütternde Filme über den Tschetschenienkrieg gesehen hatte und dass es anders ist, wenn man in echt jemanden vorlesen hört,

(…)

Ich ging dann zum Abschluß in eine Veranstaltung, in der es um Berlin als „Mekka“ und Inspirationsquelle für junge AutorInnen vor allem aus Osteuropa ging. Auf dem Podium saßen Michal Hvdrecky aus der Slovakei, Noémi Kiss aus Ungarn und die ukrainische Autorin Oksana Sabuschko. Die drei waren alle schon mal stipendienhalber in Berlin gewesen und hatten über die Stadt geschrieben. Noémi Kiss zum Beispiel eine Mordgeschichte, die in dem berühmten „Ex‘n‘Pop“ spielt, dass ich von früher recht gut kannte.

Es kam mir so vor, als wollte der Moderator von den Autoren immer nur hören, wie toll Berlin doch sei. Und als er plötzlich damit anfing, dass „arm aber sexy“ also der Selbstbildsatz per se der Berliner sei, und wie sie nun darüber denken würden, dachte ich, hey, meinst du das jetzt tatsächlich irgendwie ernst, was du da redest? Er wusste ja, dass das ein Wowereit-Satz war, der Berlin nun ja nicht im Vergleich zu Kiew oder Bratislava charakterisieren wollte, dass es sich um einen touristischen Werbeslogan handelte, der nichts mit dem Selbstbild meiner Mitberliner zu tun hat, das doch eher ausgesprochen …  vielschichtig ist. Noémi Kiss meinte in etwa, deutsch und sexy sei ein Widerspruch in sich und Oksana Sabuschko sagte, „arm aber sexy“ sei exakt das Selbstbild, dass die Ukrainer von sich hätten.

Einen Moment sprach ich noch mit Noémi Kiss, auch, weil ihr Deutsch so eine wunderschöne Melodie hatte. Wir tauschten zwei Sätze über das Ex‘n‘Pop aus. (…)

Ein letztes Mal schaute ich mich um. Meine Festivalbillanz war sehr gut gewesen. Die paar Leute, die noch da waren, kamen mir total sympatisch zu sein. Wie schade, dass ich sie ja eigentlich gar nicht kannte. Draussen regnete es noch immer. Mir war wehmütig zumute. Der Weg zurück war kompliziert wegen der ganzen Marathonabsperrungen und führte durch den Tiergarten. Am Rande des Tiergartens traf ich zwei junge Frauen, die fragten, wie sie am besten zum Haus der Kulturen der Welt kommen könnten. Ich sagte, der Weg wäre einfach, aber oft auch dunkel. Sie sagten, sie wären fast jeden Tag auf dem Literaturfestival gewesen und dass es ihnen sehr gut gefallen habe. Ob ich Autor sei? – Nein, äh, also ja; ich berichte über das Festival. – Du bist also Journalist – Ja, irgendwie, aber eigentlich auch Autor. Ob ich Feuer habe? – Ja.

Leider funktionierte das Feuer nicht.

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