vonBen Gerten 10.01.2008

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Wer im Alter sonst keine Rente bekommt, für den lohnt sich das Riestern nicht. Denn bevor ein armer Rentner die Grundsicherung in Anspruch nehmen kann, muss er erstmal seine Riester-Rente, seine Betriebsrente, seine Rürup-Rente und auch jedes private Einkommen anrechnen lassen. Wer beispielsweise 1250 Euro im Monat verdient (Verdi Mindestlohn) bekommt nach derzeitigem Stand aus der gesetzlichen Rente nach 40 Jahren Vollzeitarbeit unter 550 Euro Rente raus.

In letzter Konsequenz bedeutet das, eine 55jährige Aldi-Verkäuferin, die außer ihrer gesetzlichen Rente kein Alterseinkommen erwartet, sollte lieber nicht riestern. Vielmehr sollte sie die übrig gebliebenen Spargroschen nehmen und mit ihren Enkeln auf den Rummel gehen.

Walter Riester wollte damals mit seiner Rentenreform Altersarmut vermeiden. Deshalb kann man schon mit 5 Euro im Monat Riestern. Und wer nur zeitweilig wenig verdient, kann dem Ex-Arbeitsminister für die beste private Altersvorsorge im Land dankbar sein.

Auch wer heute zwanzig ist, hat noch sein ganzes Erwerbsleben Zeit, einen gut bezahlten Job, einen reichen Partner oder einen Lebensweg jenseits des gesetzlichen Rentensystems zu finden. Für all diese Leute ist Riestern die derzeit beste Alternative. Frau Prokop z.B. hätte gesagt, als Lehrerin muss ich unbedingt riestern und  die Pension für die Winterferien aufbessern.

Wer aber sein ganzes Erwerbsleben hindurch wenig verdient, für den ist die heutige Renten-Regelung absurd. Sie schützt die Riester-Groschen von sozial Bedürftigen nur im Erwerbsleben, rechnet das Riester-Einkommen aber in der Rentenzeit auf den Anspruch für ein  Grundeinkommen an und verhindert so eben keine Altersarmut.

Diese Klausel in der staatlich geförderten Altersvorsorge (Riester/Rürup und Betriebsrente) ist nicht nur absurd, sie ist sozial ungerecht und schafft die falschen Anreize. Denn nur die armen Riester-Sparer sind gekniffen. Wer gut verdient und riestert oder in eine Rürup-Rente einzahlt, hat im Alter ein reales Zusatzeinkommen, wer wenig verdient hat und riestert, hat keins.

Die Sozialpolitiker der rot-grünen Koalition und auch der CDU kennen das Dilemma seit Jahren. Monitor nennt es die Grundsicherungsfalle und macht heute Abend also einen neuen Skandal aus einer alten Geschichte. Wenn´s hilft, die absurde Riester-Klausel zu kippen, ist es recht.

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