Die Kirche Nossa Senhora da Gloria am Largo do Machado ist an diesem Ostersonntag natürlich picke-packe-voll. Morgens um neun, als ich die Brötchen für das Frühstück mitbringen will, ist sie völlig ausgelastet. Knapp zwei Stunden später nach dem Frühstück unterscheidet sich das Bild beim dritten Morgengottesdienst nur unwesentlich.
Ostergottesdienst in Rio – das kann ich mir eigentlich nicht entgehen lassen. Eine kunterbunte Gemeinde, Ventilatoren, die die Gläubigen und den Priester kühlen, eine Predigt, die immer wieder vom Gelächter der Gemeinde unterbrochen wird und schließlich ordentlich Beifall bekommt. Und bei den Kirchenliedern in der golden ausgemalten Kirche aus dem 19. Jahrhundert Arme schwenken wie bei einem Rockkonzert oder früher beim Katholikentag. Solche Erwartungen werden an diesem Morgen voll erfüllt.
Nicht auf der Rechnung hatte ich die große Weihwasseraktion, mit der Priester und Diakon alle Gläubigen abkuehlen, vor allem aber die schöne Lebensmittelsammlung im Gottesdienst. Hinten in der Kirche stehen drei große blaue Mülltonnen, die sich im Laufe der Gottesdienste mit abgepackten Lebensmittel füllen: „Doacao de Alimentos“ steht dort in großen roten Buchstaben geschrieben. Gespendet wird für die Armen, die es in der Millionenmetropole wirklich genügend gibt.
Das ist eine Osterveranstaltung, an der sich sogar die konsum- und kirchenskeptische Frau Prokop erfreut hätte. In diesem Sinne – frohe Ostern.