„Vergessen Sie bitte nicht: 90 Prozent Ihrer Leser sind Schweizer“, sagte mir meine Verlagsleiterin vor drei Monaten, als ich in Rüschlikon meine Tätigkeit als Chefredaktor begann (der Anregung folgend, die mir Jörg Kachelmann gab, danke schön). Jetzt ist mein erstes GDI Impuls in Druck (und ab 15. Dezember im Handel, auch in Deutschland und Österreich übrigens) und das zweite in Arbeit, und ich denke inzwischen sogar dann an die Schweizer, wenn 90 Prozent meiner Leser Deutsche sind, so wie hier.
Ein Schweizer Leser ist Albert J. Kuster, und er hat mir die Robidogisierung vorgeschlagen, die bislang erst einmal, nämlich von ihm selbst bei Lanu, internetmäßig verwendet wurde. Dass weder Lanu noch einer ihrer Leser darauf reagierten, wird nicht zuletzt daran liegen, dass es sich bei ihnen nicht um Schweizer, sondern um Deutsche handelt – denn Robidog kennt man nur in der Schweiz, dort als Name für die grünen Hundekotsammelbehälter der gleichnamigen Firma. In Deutschland hingegen wird zwar Müll in Dutzende Fraktionen getrennt entsorgt, für Hundescheiße hingegen fühlt sich niemand verantwortlich genug, als dass Systeme wie Robidog oder ein Wort wie Robidogisierung hinreichend verbreitet wären.
Für Schweizer also ist Robidogisierung jederzeit verständlich: ein bislang unreguliert-wuchernder Teil des Gesellschaftssystems wird geordnet und eingehegt. In Deutschland jedoch müsste zuerst die Robidogisierung in der Grundform eingeführt werden – also die Bekämpfung des Hundekotwesens, bevor auch übertragene Bedeutungen ins Spiel kommen können. Wer Robidogs für Deutschland fordert, macht sich also nicht nur um die innerstädtische Hygiene, sondern auch um die Einheit der deutschen Sprache verdient.