vonFlorian Siebeck 14.01.2011

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Statt Ballettschuhe ziehe ich lieber Rollschuhe an. Ich tanze nicht grazil auf Zehenspitzen, ich fahre so schnell wie möglich im Kreis und probiere, mich nicht von der Bahn drängen zu lassen. Ich möchte keine brave Ballerina sein, sondern ein toughes Rollergirl.

Schon als kleines Kind bin ich lieber Rollschuhe gelaufen als Inline-Skates. Doch damit war ich alleine. Sport mache ich gerne, aber ich habe nie die perfekte Sportart für mich entdecken können. Schwimmen, Volleyball, Badminton, ich habe alles ausprobiert. Dann las ich im Februar vor einem Jahr im Missy Magazin einen Artikel über Roller Derby – und wusste sofort, das will ich auch!

Beim ersten Roller Derby Match 1935 gab es noch gemischte Teams – heute wird die Sportart aus Amerika aber nur noch von Frauen ausgeübt. Organisiert wurde das erste Rennen bereits 1935 vom Sportpromoter Leo A. Seitzer in Chicago. 57.000 Runden mussten die Teams damals fahren – das dauerte mehrere Tage und ist heute zum Glück nicht mehr so.

In den letzten zehn Jahren erlebte das Roller Derby ein unglaubliches Comeback und 2004 wurde die Organisation Women’s Flat Track Derby Association (WFTDA) gegründet, in der mittlerweile über 14.000 Rollergirls verzeichnet sind. Von außen sieht es so aus, als würden die Frauen einfach im Kreis fahren und dabei versuchen, sich gegenseitig von der Bahn zu schubsen. Doch natürlich gibt es klare Spielregeln und – auch wenn man mit blauen Flecken rechnen muss – ist der Sport nicht so brutal, wie er auf den ersten Blick aussehen mag.

2006 fand das Roller Derby dann endlich seinen Weg nach Europa: In England wurden die London Rollergirls gegründet und auch in Deutschland gab es das erste Team, die Stuttgart Valley Rollergirlz. Polly Purgatory ist eines der Gründungsmitglieder.

„Wir mussten und müssen heute noch viel erklären und überzeugen“, erzählt Polly. „Man muss der Öffentlichkeit klarmachen, dass es sich hier um einen taktisch anspruchsvollen Sport mit komplexen Regeln handelt. Und nicht um eine Horde Mädchen in Hotpants, die sich wild und regelfrei von der Bahn boxen. Aber es wird besser, nicht zuletzt durch das große mediale Interesse.“

Die am weitesten verbreitete Spielvariante ist die des „Flat Track“, bei der die Teams zwei Mal dreißig Minuten lang fahren. In diesen Halbzeiten werden so viele zweiminütige „Jams“ (Runden) wie möglich absolviert. Zunächst fährt das „Pack“ los, bestehend aus vier Blockern beider Teams. Nach ihnen starten die „Jammer“, die ihre Gegner überholen und so Punkte erzielen. Festhalten gilt als Foul und wird mit Minuten auf der Strafbank geahndet.

In mehreren deutschen Städten gibt es mittlerweile Roller Derby Teams und im Dezember fand die 1. Deutsche Meisterschaft in Berlin statt – bei denen die Stuttgarter Valley Rollergirlz siegten.

In Frankfurt, quasi meiner Heimatstadt, gibt es bislang noch kein Team – doch das möchte ich ändern! Gemeinsam mit anderen Begeisterten möchte ich versuchen 2011 das erste Frankfurter Team zu gründen. Polly rät mir: „Frauen, die mitmachen wollen, sollten auf jeden Fall Biss und Motivation mitbringen, denn es dauert eine Weile bis man sicher auf den Rollschuhen steht und dann muss man sich Taktik und Spielverständnis aneignen.

Für 2011 haben die Stuttgarter Valley Rollergirlz große Pläne – sie werden nicht nur viele „Bouts“ im In- und Ausland spielen, sondern wollen auch im Dezember zusammen mit den anderen deutschen Vereinen bei der ersten Roller Derby Weltmeisterschaft in Toronto an den Start gehen.

Text: Anke Schuhardt Fotos von den Stuttgarter Valley Rollergirlz: Ausschnit aus dem Rennen – Monika Rüss; Mannschaftsfoto – Michael Wittig

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