Eine Erbsensuppen-Affäre! Das kann dem besten Bürgermeister passieren, allerdings handelt es sich um den aus Rotterdam und der steht rechts von der Mitte eh schon unter Feuer – denn er heisst Ahmed Aboutaleb, ist als erster Einwanderer Bürgermeister einer großen Stadt, hat noch eine zweite Staatsbürgerschaft (die von Marokko) und muss sich ständig bestimmter Vorurteile erwehren.
Meiner Meinung nicht zu Recht, denn er hat bislang keine dummen Dinge gesagt, gilt als integer und gegen zwei Staatsbürgerschaften habe ich nun überhaupt nichts. Allerdings schon dagegen, dass in den Niederlanden Bürgermeister nicht vom Volk gewählt werden können – und das hat ja Ahmed Aboutaleb sich nicht so ausgedacht. Es ist allerdings Mitglied der Partei, der sozialdemokratischen PvdA, die viele Jahre am meisten von der Kungelei rund um die Ernennung von Bürgermeistern profitiert hat (offiziell werden die von der Königin ernannt, in Wahrheit in Hinterzimmern von den Vertretern der großen Parteien).
O.k., und was ist nun das Problem des Rotterdamer Bürgermeisters? In Rotterdam haben sie eine sogannte Erbsensuppen-Straßenbahn, und der Bürgermeister fuhr mit. Nun denken praktisch alle Niederländer, dass die Erbsensuppe eine niederländische Erfindung ist. Woran ich übrigens zweifle, denn als DDR-Mecklenburger bzw. besser gesagt DDR-Hanseat – Rostock ! – hatte ich sie auch einmal im Monat, am Samstag, auf dem Esstisch von Mutti. Weisse Bohnen gab es auch oft, und Königsberger Klopse. Hmh.
Also was ist das Problem mit dem Marokkaner Aboutaleb? Er steigt also in die Strassenbahn und erzählt den Kamera-Leuten der örtlichen Zeitung „Algemeen Dagblad“ fröhlich, dass die Erbenssuppe – genannt Snert – gar keine niederländische Erfindung sei – seine marokkanische Oma habe die auch aus Erbsen, Olivenöl und getrocknetem Fleisch gemacht. „Eine echte Bauernmahlzeit, die Kraft gab.“
Ein Schock für die Niederländer – und vor allem für Rotterdamer. Auch wenn im Vergleich zwischen Amsterdam und Rotterdam meine Vorliebe doch Amsterdam gilt – in Rotterdam zu erklären, und das auch noch als Bürgermeister, dass die in einer Rotterdamer Strassenbahn servierte Erbenssuppe ein marokkanisches Bauergericht sei… Das ist eigentlich nicht unbedingt nötig. Beliebt wird man anders. Ein Dorf ist Rotterdam nun wirklich nicht.
Ich würde micht nicht wundern, wenn Geert Wilders in der kommenden Woche mit ein paar von NVA-Nostalgikern ausgeborgten Gluschkannonnen voller Erbsensuppe im Rathaus von Rotterdam auftaucht.