vonJakob Hein 25.07.2011

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog
Krude Gedanken. Müssen wir sie melden?

Unter der Überschrift “Polizeichef Witthaut: “Ein Attentat kann jederzeit auch bei uns geschehen” bringt Welt online heute ein Interview mit dem Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei Bernhard Witthaut. Nun wird es Witthaut selbst wundern, dass er von der “Welt” zum “Polizeichef” befördert wurde, aber sei’s drum. Er sagt jedenfalls in Bezug auf den Islam und Multikulturalität hassenden norwegischen Mörder und die Schlussfolgerungen für Deutschland: “Wir müssen alles tun, um mitzubekommen, wenn jemand mit solchen kruden Gedanken auffällt.”

Wir können Herrn Witthaut und der “Welt” gern helfen: Am 17. Juli zum Beispiel schreibt ein gewisser Thilo Sarrazin in – raten Sie mal! – der “Welt”: „Die Tendenz, beleidigt zu reagieren, und der Versuch, beim Gegenüber Schuldgefühle zu wecken, seien in der orientalischen Mentalität und dem islamischen Glauben tief verankert. Das sei eine gezielte Strategie, um in einer Diskussion Vorteile zu gewinnen. Ich wunderte mich ein wenig über diese robuste Antwort. Aber sie passte zu dem, was schon Walter Laqueur über das ewige Beleidigtsein der Araber in Frankreich geschrieben hatte.“

Ebenfalls in der – richtig – “Welt” schreibt auch ein Mann namens Henryk Broder am 22.7.2011: “„Es wäre sinnvoll, die Besucher darauf hinzuweisen, dass [in Kreuzberg] eine „sozial befreite Zone“ entstanden ist, die nur „auf eigenes Risiko“ betreten werden darf. Und dass die Gäste, sollten sie Hilfe benötigen, sich nicht an die Polizei, sondern gleich an Özclan Mutlu und Hans-Christian Ströbele wenden sollten.“

Wenn das dem Polizeichef noch nicht krude genug sein sollte, müsste es doch für ihn interessant sein, dass selbiger Broder in der Textcollage “2083 – A European Declaration of Independence” vom norwegischen Mörder auf Seite 591 und auf den Seiten 696ff.  ausführlich und affirmativ zitiert ist.

Ebenfalls krude die brandaktuelle Forderung von Bayerns Innenminister Herrmann nach Vorratsdatenspeicherung, um solche Vorgänge wie in Norwegen bei uns zu verhindern. Das fordert der bei rechten Attentätern, zur Suche von in Not geratenen Personen und gegen Reisebewegungen von Islamisten. Sicher hilft Vorratsdatenspeicherung seiner Meinung nach auch gegen Onanismus und das Umkippen chinesischer Getreidebehältnisse. Ist also krude, aber vielleicht nicht so relevant.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/sachdienliche_hinweise/

aktuell auf taz.de

kommentare