vonImma Luise Harms 23.05.2009

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gestern: saßen die W.’s und ihre Gäste auf der Rasenfläche ihres Vierseitenhofes und bewunderten den üppigen Kirschbaum in der Mitte, wie er so üppig ist. Aber die Stare, die Stare. Wie verteidigt man die Kirschen gegen die Stare, die in der Masse auch den üppigsten Kirschbaum niedermachen, noch bevor die Menschen Freude an den Kirschen haben konnten? Böllerschüsse, Alu-Streifen. Einer erzählt, dass ein Freund einen Ghettoblaster in den Baum gehängt hat, der rund um die Uhr Tekkno-Musik von sich gegeben hat.
Der Eingangsbereich der U-Bahn-Station gegenüber vom Bielefelder Hauptbahnhof hat einen postmodernen Vorbau, ein in die Stadtlandschaft hineinragendes aufgefaltetes Glasdach, das die in die Tiefe führenden Rollgänge gegen den Regen schützt. Gegenüber ist der Spätkauf. Unter dem postmodernen Haken sammeln sich die Menschen, die gern ihren Alkohol draußen und in Gesellschaft zu sich nehmen. Das soll nicht sein. Sie verschmutzen das Stadtbild und besonders die teure postmoderne Linie. Wachschutz einsetzen gibt immer Ärger. Deshalb wird der Eingangsbereich mit klassischer Musik beschallt. Penetrant immer wieder „Für Elise“ von Beethoven. Immer wieder. Tatsächlich sammeln sich die Alkohol-User lieber an der Außenwand, wenn es das Wetter zulässt. Das tut es aber nicht immer. So müssen sie „Für Elise“ dann eben doch aushalten. Eine allmähliche Abstumpfung findet statt. „Für Elise“ wird zum Geräusch, das sich mit Stimmen, Motorenlärm, Hupen mischt. Nach einem Jahr hat man das Musikprogramm geändert. Jetzt dudelt eine zäh klebrige Kaufhausmusik, auch immer dieselbe Stelle. Die Musik wechseln ist für dieses Vertreibungskonzept kontraproduktiv. Deshalb mussten doch wieder Wachschützer her, den unerlaubt Verweilenden einen Platzverweis zu erteilen, wenn sie die Musik nicht abschreckt. Die stehen jetzt ein Stück weiter, direkt vor dem Spätkauf. Die Wachschützer sind nicht so abgehärtet, sie leiden unter der Musik und drücken sich so weit nach außen an die Wand, wie sie können, ohne dass ihnen unerlaubtes Verlassen des Wachtpostens vorgeworfen werden könnte.

Auch die Stare haben sich an die Tekkno-Musik gewöhnt, die Kirschbaumbesitzer und ihre Nachbarn vielleicht weniger. Am besten ist die Methode, die die Botschaft der Verneinung auf den Punkt bringt, erklärt einer der Gäste unter dem üppigen Kirschbaum. „Das Sicherste ist, einen toten Star in den Baum zu hängen. Das wirkt immer.“

heute:
Tauschmarkt, der märkische, in Dahmsdorf. Rübel ausgeben. Werbung für Oderbruch-Rübelunion hinbringen.
Anschließend in den Vierseitenhof, wo heute Kunst ausgestellt wird. Meine auch.

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