vonHelmut Höge 12.03.2011

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Es ist schon fast Frühling und die Sonne scheint. An sich ist der Samstag in der taz ein Sonntag, aber an diesem wird überall gearbeitet. Im 6. Stock sitzt eine der Betriebsrätinnen, im 5. wuselt jemand vom Vertrieb herum. Ich sitze im 4. Stock und copy and paste hier die deprimierende Spiegel-Meldung:

„Tripolis/Kairo – Die Weltgemeinschaft debattiert über die richtige Libyen-Strategie, im Osten des Landes liefern sich die Truppen des libyschen Herrschers Gaddafi und die Regimegegner weiter schwere Kämpfe – und es scheint, als gewännen die Regierungssoldaten zusehends die Oberhand.“ Es folgen Einzelheiten und dass einer der Gaddafi-Söhne das Land als schon so gut wie zurückerobert begreift, wobei er die Aufständischen, auch Rebellen im Westen genannt, als „Terroristen“ beschimpft, gleichzeitig wird ihnen jedoch, wenn sie die Waffen niederlegen und sich ergeben, Amnestie versprochen.

Im 3. Stock hat sich die „Schwerpunkt“-Redaktion niedergelassen – und arbeitet an Sonderseiten über den AKW-Unfall in Japan, gerade  diskutierete man dort, ob es nicht falsch sei, von Super-Gau zu sprechen, weil die Abkürzung GAU ja schon für den „Größten“ anzunehmenden Unfall stehe.

Im Fernsehen ist in diesem Zusammenhang von einer „Ines-Skala“ die Rede, diese gibt es seit über einem Jahr auch intern bei der taz – nach oben offen. Dabei geht es nicht um das internationale Ranking zur Bewertung „nuklearer Ereignisse“, alles muß heute evaluiert und gerankt werden, sondern schlicht um das „Betriebsklima“.Wobei die Radioaktivität nicht ganz ohne Wirkung darauf ist, denn schließlich verdankt die taz ihr Überleben der Reaktor-Katastrophe von“Tschernobyl“. Diese ließ die taz-Auflage geradezu explodieren.

Das derzeitige Betriebsklima scheint zu „stimmen“, wie man heute sagt, denn es geht weiter im 2. Stock, wo eine Handwerker-Brigade den alten Fußboden herausreißt und neuen verlegt. Im 1. stehen einige Leute am Kopierer und wirken aufgeregt. Es handelt sich dabei um Teilnehmer eines Workshops für angehende Journalisten, die, so weit ich weiß, ebenfalls an einer Sonderbeilage arbeiten, als Workshop-Resultat. Wobei anzunehmen ist, dass auch sie was über den AKW-Unfall in Japan veröffentlichen werden.

Auch den Tickermeldungen der Nachrichtenagenturen, auf die die taz abonniert ist, merkt man an, dass das „Thema“ Japan-GAU“ langsam aber sicher die Informationen über die Aufstände und Protestdemonstrationen in den arabischen Ländern verdrängt.“Wir können uns ja nicht zerreißen!“ heißt es wahrscheinlich. Die Bürgerkriege in Südamerika sind darüber ganz hinter dem Horizont des Weltbewußtseins gerückt. Was nicht durch die Medien da einsickert, gibt es nicht.

Der taz-Workshop findet im Konferensaal im 1. Stock statt, im Erdgeschoß wird im taz-Café gerade seine abendliche Party vorbereitet. Eine Koreanerin scheint für das „Catering“ verantwortlich zu sein. Von der taz-Genossenschaft, die im 1. Stock ihre Büros hat, ist auch jemand heute erschienen.

Eigentlich müßte das jeden Tag so sein – rund um die Uhr, dann würde sich das taz-Gebäude „rentieren“ – in bewegungsmäßiger Hinsicht, wie Jack Lemmon sagen würde.

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